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< Zurück zur ÜbersichtDeutschland und die USA
63 Mitglieder und Gäste der Seniorenakademie 55 Plus Stralsund begrüßten Dr. P. Gottschlich von der Uni Rostock, der zum Thema „Deutschland und die USA – Die Entwicklung der transatlantischen Beziehungen seit dem 2. WK“ sprach. Nach dem 2. WK war es seit der Gründung der BRD 1949 Kanzler Adenauer wichtig, sich mit der westlichen Siegermacht zu arrangieren. Das Petersberger Abkommen 1949 sicherte die schrittweise Eingliederung der BRD in die westliche Staatengemeinschaft, was durch die Pariser Verträge 1954/55 konsolidiert wurde. Damit zementierte Adenauer auch die Teilung Deutschlands. Der Marshallplan von 1948 bis 1952 half, in diesem Teil Deutschlands die Wirtschaft zu stabilisieren und den Kommunismus einzudämmen. Für Kredite und Waren im Wert von 13 Mrd. US-Dollar für Westeuropa konnten die USA nun natürlich etwas erwarten. Das war der Ausgangspunkt für das Entstehen der Montanunion und der EG/EWG bis hin zur EU. Und so erfolgte in Politik, Wirtschaft, Kultur und anderen Bereichen eine Amerikanisierung der Bundesrepublik, die von 80% der Bevölkerung, beim Kennedy-Besuch sogar von 90% getragen wurde. Seit 1949 haben 10 Bundeskanzler 15 US-Präsidenten erlebt. Natürlich spielt die persönliche Chemie zwischen den handelnden Personen immer eine wichtige Rolle. Adenauer und Kennedy hatten wenig Bindung, während der damalige Regierende Bürgermeister W. Brandt Kennedy nach Berlin einlud und dieser seinen berühmten Satz („Ich bin ein Berliner.“) sprach. Die USA erwarteten von Deutschland, dass das Verhältnis zwischen ihnen so wie zwischen Brüdern sein müsse. Natürlich gab es auch Auseinandersetzungen zwischen den beiden Staaten, z.B. kritisierte Nixon scharf Brandts Ostpolitik. Kanzler Kohl war ein echter Meister politischer Freundschaften, z.B. bei Reagan, G. Bush, aber auch bei Gorbatschow. Ab G. Bush redete man von der Wiedervereinigung, was von Großbritannien, Frankreich und auch teils von der Sowjetunion anfänglich nicht gestützt wurde. Da Kanzler Schröder z.B. die Teilnahme am Irakkrieg verweigerte, gab es zwischen ihm und G.W-Bush kein Vertrauensverhältnis. Beim Wetter gibt es auch nicht nur Sonnenschein. Seit 80 Jahren sind Deutschland und die USA in vielerlei Hinsicht miteinander verbunden. Ziel der USA war der Aufbau einer demokratisch-liberalen Weltordnung mit der Einbindung Westeuropas in diese. Der Zeitraum seit Ende des 2. WK erlaubt, das Geschehen in dieser Zeit einzuordnen, zu bewerten und auch in die Zukunft zu schauen. Das Publikum dankte dem Referenten ganz herzlich für diesen sehr informativen Vortrag. Der Dank der Akademie gilt auch der Europäischen Akademie M-V e.V. und der Landeszentrale für politische Bildung. Wolfgang Mengel, Seniorenakademie
Wolfgang Mengel, Stralsund, 13.10.2025