Zum geplanten Rathausanbau

Gern lese ich am Wochenende die Leserzuschriften im Rostocker BLITZ, auch online. Dabei ist mir aufgefallen, dass es viele politikbezogene, aber verhältnismäßig wenige Diskussionsbeiträge zu unserer Stadt gibt. Ich hätte da einen: Da war neulich in einer Tageszeitung ein Artikel zum geplanten Rathausanbau, der sehr interessant war. Nur, abgesehen davon, dass ich zunächst Schwierigkeiten hatte, unser jetziges Rathaus auf der präsentierten Fotoillustration auszumachen. So fand ich auch, dass der geplante Anbau ein ziemlicher Monsterbau wird, welcher mich auch irgendwie an den Koloss erinnert, der gerade am Glatten Aal entstehen soll.
Gut, über Geschmack lässt sich streiten. Ich hoffe nur, dass unser altes, ehrwürdiges und schönes Rathaus keinen optischen Veränderungen unterliegt. Worum es mir aber eigentlich geht ist der Platz neben dem Rathausanbau, der auf der Illustration so großzügig und frei dargestellt wurde. Noch ist dieser Platz nämlich eine Wiese, mit einigen Bäumen und Sträuchern, durch die ein Verbindungsweg vom Neuen Markt zum Vogelsang/Ecke Kleine Wasserstraße führt, eine gern genutzte Abkürzung, wenn man in Richtung Grubenstraße möchte. Für mich war diese Ecke immer eine der wenigen offenen, grünen Bereiche des Neuen Marktes, welcher mit Recht in der Vergangenheit oft als »Betonwüste« bezeichnet wurde.
Doch jetzt soll auch diese freie, grüne Fläche mit den verbliebene Bäumen und Sträuchern einem Baufeld weichen. Immerhin hatte man wohl bereits vor sieben Jahren über eine Bebauung der Nordkante des Neuen Marktes diskutiert und im Herbst letzten Jahres hatte die Bürgerschaft nun einer »Entwicklung« dieser Grünfläche zugestimmt. Hier werden also in unmittelbarer Nähe zum Rathausanbau, auf dieser sich anschließenden Rasenfläche zwei Geschäfts- und Wohnhäuser entstehen, die die Ecke ausfüllen und die den Neuen Markt als »Betonwüste« komplettieren.Damit wird ein weiterer grüner Bereich aus der Innenstadt entfernt. Ich würde wirklich sehr gern wissen, wie die Bürger der Stadt Rostock diese städtebauliche Entwicklung finden. Bin ich vielleicht die Einzige, die sich daran stört, dass hier immer mehr Grünflächen aus dem Stadtbild unserer »Smile City« verschwinden?
Hätte man nicht vielleicht nach der unsäglichen Bebauung am Glatten Aal etwas sensibler mit Neubauten, wenigstens im Marktbereich sein müssen? Der Bebauungsplan zu dieser Eckbebauung wurde bereits öffentlich ausgelegt und ist auch im Internet einsehbar. Wenn ich also beide Projekte zusammen und in Gänze betrachte, so finde ich die Eckbebauung einfach nur noch furchtbar und ich bin traurig, dass man unseren sympathischen Stadtkern so zubetoniert. Da spielt es auch keine Rolle, dass man als Ersatz Baumpflanzungen in der Kleinen Wasserstraße vornehmen will, davon wird die Optik des Neuen Marktes auch nicht verbessert und ich glaube auch nicht, dass ein paar aufgestellte Pflanzkübel da wesentlich helfen. Fakt ist, nach den Baumaßnahmen wird unser Neuer Markt noch weniger Grün aufweisen und spitzzüngig oder ironisch bemerkt: »Und eigentlich könnte da ja noch eine Markthalle auf den Platz vor der Marienkirche!«