Zeit der Kettensägen

Sobald die letzten Lichter der Weihnacht erloschen sind, beginnt sie wieder, die Schreckenszeit. Wo vormals ein stattlicher Baum stand, blickt einem nun ein frisch abgesägter Stumpf entgegen, die Späne drumherum. Beim Anblick erfassen mich jedes Mal Trauer und Wut. Das sind die Überraschungen der Vor- Frühlingszeit, denn bis spätestens März ist Baumfällzeit in Rostock – jeder Weg nach draußen birgt die Gefahr solch Überraschungen, oft verheißen schon Monate zuvor rote Kreuze den baldigen Abschied des geliebten Grüns. So läuft es Jahr für Jahr. Wo vormals stolze Bäume und von Vögeln und Insekten benötigtes Buschwerk stand, bleibt im Idealfall Rasen, wenn nicht Granit oder meist einfallslose 08/15-Bebauung.
Ein Trend, der seit Jahren und Jahrzehnten andauert und nun dabei ist, die letzten grünen Bastionen auch noch zu schleifen. Wenn es nicht so real und traurig wäre, man könnte es den Schildbürgern zuschreiben, wobei der Witz in Tragik mündet.
Wenn ich lese, dass die Wallanlagen dem Kanonsberg angepasst werden sollen, aus Gartenanlagen wie „Uns Immendieck“ Gewerbegebiete gemacht werden sollen, für einen Radweg in Warnemünde der Küstenwald dezimiert werden soll, … ,… und, und, und , die letzten Flächen der Altstadt, der Neue Markt, zugepflastert werden soll.. die grüne Lunge am Groten Pohl nur noch in Fragmenten existiert ,.., und all das in diesen Zeiten, wo die Hitze im Sommer langsam lebensbedrohlich wird, die Vegetation wegen Trockenheit ums Überleben ringt, Insekten und Vögel von der Existenz bedroht sind.. dann, ja dann.. brauchen wir Olympia, Buga und neue Autobahnen!!
Wir fahren auf den Abgrund zu und geben dabei kräftig Gas, nicht nur global, sondern auch ganz lokal.
Es ist eine Entwicklung, die schon lange im Gang ist. Wer sich noch an den Eingang zur Stadt von vor 15 Jahren erinnern kann, sattes Grün uferte vor dem Kröpeliner Tor, der grüne Kanonsberg strahlte Frieden und nicht Krieg aus.. dschungelartige heimelige Wallanlagen.. die Trinkende, umrahmt von Blumen und Sträuchern, der Uniplatz ein Hort der Auszeit vom Trubel, dicht umrandet von Büschen .. ach ja .. aber müssen wir denn auch noch den letzten Baum fällen, den letzten Busch roden? – kann man Beton essen? – Was macht die Politik? Was macht die Verwaltung – wer profitiert? .. und wer verliert!
Ein Frühlingsgruss an alle Rostocker und Gäste – kämpfen wir für eine lebenswerte grüne Stadt! – bevor ..