Wir leben auf Pump

Wir leben auf Pump
Das Konto kann stimmig sein und viele von uns leben sicherlich schuldenfrei. Sehr schön und richtig, aber auch falsch – jeder von uns (Menschen) lebt unserem Planeten gegenüber auf Pump! Es gibt einen sogenannten „Erdüberlastungstag“ (Country Overshoot Day). Dieser Tag kennzeichnet den jährlichen Beginn des Lebens auf Pump, weil die Erde/Natur nicht mehr in der Lage ist, das jeweils Verbrauchte adäquat zu regenerieren. Katar zum Beispiel hat 2021 sein ihm zur Verfügung stehendes Jahresquantum bereits am 9. Februar „verspeist“, die USA am 14. März, Deutschland am 5. Mai und Spanien am 25. Mai. Klassenprimus ist Indonesien mit dem 18. Dezember, das Land geht am sparsamsten mit seinen Ressourcen um. Auffallend ist, dass die ganze europäische und westliche Zivilisation in der ersten Jahreshälfte ihre Ration „verschlungen“ hat, während die restlichen (alle ärmeren) Länder in der zweiten Hälfte liegen. Vor 40 Jahren fiel der Erdüberlastungstag auf den 11. November (ist kein Karnevalsscherz), 1991 auf den 9. Oktober, 2001 auf den 21. September und in diesem Jahr global auf den 29. Juli. Nach UNO-Berechnungen bräuchten wir 2050 bei circa sieben Milliarden Menschen mit allgemein steigender Lebenserwartung und einem weltweiten Lebensstil wie in Deutschland knapp drei (!) Erden. Schon 2030 würde eine zweite Erde notwendig sein. Das alles führt zu weniger Tierarten, Wäldern und Wasser, denn selbst nur die Massentierhaltung in Deutschland und Europa erfordert durch den notwendigen Futterbedarf (Sojaerzeugnisse) zum Beispiel in Brasilien die Beseitigung von Millionen von Hektar Regenwald. Diese Waldflächen sind natürliche CO2-Senken. Der Klimawandel ist ein Problem, aber der Raubbau an der Natur ein noch viel größeres, weil der Klimawandel davon nicht zu trennen ist. Das Wachstum wohlhabender Staaten auf kapitalistischer ökonomischer Basis findet auf dem Rücken der ärmsten Länder und deren Menschen statt. Die Korallenriffe sind seit 1980 um fast zwei Fünftel zurückgegangen. Ein Drittel der Landfläche wird landwirtschaftlich genutzt, damit schrumpft der ursprüngliche Lebensraum, Überfischung und Verschmutzung der Meere schreiten voran. Unser Planet kann das nicht in erforderlichem Maße kompensieren. Setzt hier, besonders in der westlichen Welt, wo es nur um Wachstum, Gewinne und Renditen geht, kein generelles Umdenken ein, rauben wir den nachfolgenden Generationen sämtliche Lebensgrundlagen. Und Mond und Mars können wohl kaum das Leben auf der Erde ersetzen. Unsere so schöne Erde, die den Menschen eigentlich ein herrliches Leben bietet, verlangt andererseits berechtigt als Dank dafür von uns Demut und Zurückhaltung. Daran müssen wir hart arbeiten!
Wolfgang Mengel, Stralsund