Wie viele sind „viele“?

Lieber Herr Statzkowski,
ich werde nicht ganz schlau aus Ihrer Antwort zu meinem Sprachenbeitrag.
Ich weiß nicht, aber ich habe nicht gemeint, dass alle Nichtdeutschen besser Deutsch können, sondern manche, zumindest die ich kenne. Sie entgegnen nun, dass viele der neuen Nachbarn seit Jahrzehnten kein Deutsch sprächen und dieses wohl auch nicht wollen, was ja eigentlich voraussetzt, dass Sie viele kennen, diese angesprochen haben müssten oder dass Sie diese haben sprechen hören. Woher wissen Sie so genau, dass diese kein Deutsch können oder wollen und ggf. warum nicht? Wenn zwei Syrer sich arabisch unterhalten, heißt das dann, dass sie nicht Deutsch sprechen (können oder wollen)? Manch einer ist neu hier und braucht vielleicht noch Zeit? Reden Sie eigentlich von den neuen Nachbarn, welche noch gar nicht seit Jahrzehnten hier sein können, da 2015 gerade mal die Hälfte eines einzigen Jahrzehnts ausmacht? Wie viele Nichtdeutsche kenne Sie persönlich, dass Sie das Wörtchen „viele“ aus eigener Erfahrung zurecht gebrauchen können? Wie viele sind „viele“? Oder erlagen auch Sie nur einer gefühlten oder anderswo geäußerten Annahme? Denn leider ist auch in dieser Frage seit langem schon allzu viel Vorgekautes, Undifferenziertes und Vorurteilsschwangeres unterwegs, was bei näherem Hinschauen sich oft in Wohlgefallen auflöst. Ich kenne viele Nichtdeutsche – Alteingesessene wie neue Nachbarn – und keinen, der nicht Deutsch spricht.
Pauschalisierung ist ein Fallstrick, bei dem man rasch kopfüber hängt und die Welt dann immerhin mal aus anderer Perspektive sieht.