Wenn Klarheit, dann überall

Bei der Betrachtung des Ukraine-Krieges sind sich viele sofort einig, wer der Verbrecher ist. Man soll aber nicht so tun, als mache ausschließlich der Westen alles richtig, nur die anderen liegen grundsätzlich falsch. Zur Erinnerung an bestimmte Ereignisse seit 1945: 1961 die Invasion Kubas; 1964 der Angriff auf Vietnam; 1979 die provozierte Invasion von Afghanistan; 1999 die Bombardierung von Serbien im Kosovokrieg mit Beteiligung der Bundeswehr; 2003 der Angriff auf den Irak; 2011 der Sturz der Regierung in Libyen; 2014 der Putsch in der Ukraine; 2011 der Krieg in Syrien und 2016 der Einsatz der Bundeswehr. Schon alles vergessen? Das sind alles Kriege, die ohne ein Mandat des UNO-Sicherheitsrates geführt worden sind. In der Charta der Vereinten Nationen heißt es: „Wir, die Völker der Vereinten Nationen – fest entschlossen, künftige Geschlechter vor der Geißel des Krieges zu bewahren, die zweimal zu unseren Lebzeiten unsagbares Leid über die Menschheit gebracht hat -, haben beschlossen: Alle Mitglieder unterlassen in ihren internationalen Beziehungen jede gegen die territoriale Unversehrtheit oder die politische Unabhängigkeit eines Staates gerichtete oder sonst mit den Zielen der Vereinten Nationen unvereinbare Androhung oder Anwendung von Gewalt.“ O.g. Ereignisse waren alles eindeutig völkerrechtswidrige Handlungen, illegale Kriege, die durch die UNO-Charta nicht abgedeckt waren, also Verbrechen im Sinne des Völkerrechts. Gilt auch jetzt! Wenn es für Putin gelten soll, muss es auch für alle anderen gelten! Aber wo blieb der Aufschrei vor allem des Westens und die Verurteilung der verbrecherischen Handlungen und der dafür Verantwortlichen? Nur weil es Untaten der USA und der NATO waren, wurde und wird alles unter den Teppich gekehrt? Wenn verurteilt wird, muss es alle treffen, die sich solcher Verbrechen schuldig gemacht haben und nicht nur den, den die USA zum Feind erklärt haben. Es ist in diesem Zusammenhang nicht nachzuvollziehen, dass ein Land, das die Menschenrechte mit Füßen tritt, den Zuschlag für die Ausrichtung der Fußball-WM bekommen hat ( erst jetzt bekommen einige Kopfschmerzen und man beginnt das zu kritisieren), und dass ein Minister in einem ebensolchen Land, das die Menschenrechte ignoriert, um Gas und Öl bettelt und dabei die Einhaltung der Menschenrechte völlig in den Hintergrund treten. Und über die Sabotage der Nordstream-Leitungen wird auch über den Verursacher der Mantel des Schweigens gehängt (obwohl es jedem normal Denkenden völlig klar ist, wer das zu verantworten hat und der auch in den Medien in der allerersten Reaktion, allerdings nur ein einziges Mal, deutlich benannt wurde). Weltweit müssen Verhältnismäßigkeit und Gerechtigkeit gewahrt bleiben. Es geht nicht an, dass mit zweierlei Maß gemessen wird!
Wolfgang Mengel, Stralsund