Das Handtuch wurde schon mal ausgelegt wie durch platzreservierende Gäste an einem Hotelpool. Diesmal ist es ein Volleyballfeld für das sofort schattenspendende Bäume an der Liegewiese am Naturstrand Broda gefällt wurden. Beachvolleyball: ein Ball, eine kurzfristig aufgespannte Leine an einem weitläufigen Strand abseits der Badegäste. So ist die platzaufwändige Sportart entstanden und tolerierbar. Nun aber manifestiert sie sich auf dem von Bürgern und Touristen geliebten naturnahen Ufer unter dem Druck vorübergehender coronabedingter Sport-Einschränkungen dauerhaft in einer abgegrenzten
Sandfläche mit festaufgestelltem Netz. Hier könnte doch in gleicher Weise auch für einen Reitplatz, ein Hand- oder Fußballfeld Anpruch erhoben werden. Vieles ist auf einem Sand- oder Rasenplatz denkbar. Alle würden sich über die Nähe zum Seeufer freuen. Ist es die Bezeichnung „Beach“ für Strand im Namen dieser Sportart, die ihr jetzt das Vorrecht vor allen anderen gibt?
In vielfältiger sportlicher oder spielerischer Weise betätigen sich zurzeit andere Menschen auf dieser Wiese – solange sie nicht von Badegästen genutzt wird – aber keiner hat sie auf Dauer okkupiert und dafür Bäume abgesägt. Bäume, die wir dringend brauchen, wenn es bald 30-40°C im Sommer ist und Schatten notwendig wird. Für die Pflanzung, anschließende Wässerung und Pflege wurden tausende Euro ausgegeben. Während woanders die Bäume durch die zunehmende Klima-Trockenheit nicht anwachsen oder absterben, da sägt man sie schon wieder ab – kaum sind sie so groß, dass sie ohne viel Pflegeaufwand wachsen können. Wurde nicht gerade aus gestalterischen Gründen eine Eiche mit viel Aufwand und für umstrittene 100.000 € an der Umgehungsstraße gepflanzt? Gestalterisch ist diese zusammenhängende Rasenfläche mit Bäumen auch ein schönerer Anblick und nützt den meisten Bürgern viel mehr als eine Sportfläche.
Mit Zugeständnissen für die Interessen der Jugend kann man es kaum begründen, denn es gibt viele Jugendliche und junge Erwachsene mit anderen Interessen, die es vorziehen, sich in Ruhe mit Freunden auf dieser Fläche zu treffen, um etwa zu picknicken, den Ausblick und das Baden zu genießen. Diese ruhigen jugendlichen Nutzer werden jedoch kaum wahrgenommen. Es setzen sich stattdessen immer mehr die unruhigen Nutzer durch, zu denen man auch die Volleyballspieler zählen kann. Der vielbeschworene „Ballermann“ am Brodaer-Strand ist dann nicht mehr fern. Nicht der See ist doch das Wesentliche für die Volleyballspieler, es geht vorrangig um die Fläche.
Dass damit die schöne Aussicht über die lange Seeachse für die Erholungssuchenden und Badegäste entfällt, die immer weiter an den Rand gedrängt, z.B. an den Bereich neben der Seeperle ziehen müssen. Für die Volleyballspieler ist der schöne Blick doch zweitrangig. Wäre z.B. eine Ausdehnung des Sportparkes am Binsenwerder eine Alternative? Dort sind bereits Sportanlagen, auch könnten Toiletten und Duschen mitgenutzt werden. Dies nur mal als Denkansatz zur Suche nach einem besseren Standort. Jedenfalls würde es den Strandbereich wieder für die Hauptnutzung des ruhigen Erholungs- und Badebetriebs freigeben. Auf diesen sollte man sich konzentrieren und nicht auf eine manifestierte Sportnutzung, die an jedem anderen Ort stattfinden könnte und nicht zwangsläufig mit dem See verbunden sein muss. Auch in einer „Sportstadt“ wie Neubrandenburg sollte man darüber
nachdenken. Durch die zunehmende Unruhe durch Sport und die ganztägig dauerhafte Musikberieselung durch die Strandbar, die auch den meisten Jugendlichen nicht gefällt, da der individuelle Musikgeschmack sehr unterschiedlich ist, wird der ganze Strand beeinträchtigt. Es findet eine Verdrängung ruhiger Nutzer statt. Viele von ihnen ziehen inzwischen nach Buchort, um dort die gewünschte Erholung zu finden. Ein Nutzungskonflikt mit den FKK-Liebhabern ist damit vorprogrammiert. Das vernünftige Betreiben der Gaststätte „Seeperle“ wäre eine Möglichkeit der Entzerrung.
Anscheinend wird dort aber nur Alibigastronomie hinter „Baugittern“ betrieben. Bei dem Anblick wird man jedenfalls nicht auf fröhliche Erholung eingestimmt, sondern auf Knastgefühl. Leider wird die andernortens wirklich selten zu findende naturnahe Strandoase in Stadtnähe von einigen Entscheidern nicht genug wertgeschätzt. Gerade M-V-Touristen sind doch davon begeistert (mal abgesehen von den coronabedingten feier- und aktivitätswütigen Ausweichlern), die ohnehin kein Sinn für Natur haben. Diese sind aber nach den Corona-Einschränkungen wieder verschwunden. Eine Zerstückelung von Flächen macht dieses Juwel mit dem grandiosen Seeausblick kaputt. Mir scheint es so, dass die Corona-Langeweile einiger Bürger plötzlich abstruse Ideen ausbrütet, getrieben von einem fragwürdigen Umgestaltungswillen, der unbedingt eine irgendwie geartete (touristische) Nutzung hervorbringen soll, die auf der anderen Seite Schönes, Vielgeschätztes zerstört: erst war es der Campingplatz, jetzt der Sportplatz. Also bitte keinen Volleyball-Spielsand für diese Örtlichkeit spenden, lieber für die Wiedergutmachung durch Neuanpflanzung von Bäumen.
Eine vernünftige Planung mit frühzeitiger Information der Öffentlichkeit wäre zukünftig wünschenswert, alles wird immer nur kurzfristig gedacht und umgesetzt, ohne dass es jemand mitbekommt. Besteht Hoffnung, dass der vordere Strandbereich ohne Volleyballfeld auskommt?
Ich glaube, liebe Neubrandenburger, es bleibt jetzt nur die Möglichkeit, das Badehandtuch frühzeitig auszuwerfen, bevor es zu spät ist.