Umgestaltung des Rosengartens

Gestern bin ich durch den Rosengarten gegangen, nicht nur, weil ich dort in der Nähe arbeite, sondern, um ihn bewusst zu genießen, denn auch auf dieser kleinen, grünen Oase haftet ein Verfallsdatum. Der Rosengarten war gestern – wie üblich – ein Ort der Begegnung und Erholung. Muttis lassen ihre Kinder im Brunnen baden, sitzen am Rand oder daneben, junge Leute bevölkern den Rasen, ein älteres Paar genießt die Sonne auf einer Bank. Diese soll – bereits schon jetzt wesentlich entwertet durch die angrenzenden Wohnklötze – für den Zustand anno 1912 geopfert werden, dabei hat die Petition aus dem letzten Jahr gezeigt, dass ein großer Anteil der Rostocker Bürger, mich eingeschlossen, das gar nicht will. Ich frage mich nach dem Sinn dieses Unterfangens. Warum muss etwas weg, was schon jetzt schön ist und von den Bürgern offensichtlich angenommen wird? Für eine überholte Geschichtsbetrachtung? Das frage ich mich auch bei den Wallanlagen. Hier ist schon genug misslungen und verunstaltet, kahl und hässlich. Muss man Wehranlagen aus dem Dreißigjährigen Krieg wirklich sichtbar machen? Für mich ist das eher ein Mahnmal als Erinnerung. Dem neuen Buswartehäuschen in den Wallanlagen gebe ich eine Halbwertzeit von circa einer Woche. Vielleicht auch zwei.
Ein weiteres Beispiel – der Kanonsberg oder der ausgedünnte Lindenpark. Wegen der Sichtachsen! Im Rathaus hat man das Wort „Klimawandel“ offenbar noch nicht gehört und auch Neu-Rostocker wollen eine Stadt mit Erholungswert. Nur die Nähe zum Meer wird auf Dauer als Werbung nicht reichen. Nicht, wenn jegliches Grün einer unbarmherzigen Verdichtung oder unnötigen Umgestaltung zum Opfer fällt. Ich bin schon verblüfft, wofür diese Stadt alles Geld hat.
Hat Rostock eigentlich keine drängerenden Aufgaben? Eine Frage sei mir noch gestattet. Wird das alte Stadttheater eigentlich auch wieder aufgebaut?
Die Rekonstruktion dieses Gebäudes würde den Durchschnitt wenigstens heben …