Sündenböcke herzlich willkommen!

Erst waren sie die spinnerten Weltverbesserer mit den Strickpullover, dann die nervenden Ideolog*innen und heute die Kriegstreiber*innen. Nicht erst seit die Grünen wieder in Regierungsverantwortung gekommen sind, wundere ich mich doch sehr, wofür sie alles verantwortlich gemacht werden. Statt Sachkritik (wie ich sie mir ja durchaus wünschen würde), höre ich nur spöttelnde Allgemeinkritik, gepaart mit akuter Selbstgerechtigkeit. Echt jetzt?! Es wünschen sich Menschen die Atommeiler zurück? Als ob es Fukushima nie gegeben hätte und die Endlagersuche erfolgreich abgeschlossen worden wäre. Ganz zu schweigen von der notwendigen Subventionierung dieser Meiler und dem stetig knapper und damit eben auch teurer werdenden Uran. Man kann ja nur noch den Kopf schütteln, vor so viel Technikhörigkeit und Naivität.

Fern ab davon scheint es ganz gleich, was die Grünen Minister*innen tun. Hohn und Spott gibt es ja bekanntlich sowieso gratis. Wie groß wäre denn das Geschrei, wenn Herr Habeck nicht auf die arabische Halbinsel gefahren wäre. Was wäre gewesen, wenn Frau Baerbock, großzügig über den Überfall Russlands hinweg gegangen wäre? Niemand glaubt doch wohl ernsthaft, dass dann ihre Kritiker*innen verstummt wären. Dann greift man sich eben das nächste Haar in der Suppe. Und wenn man kein Haar mehr findet, dann behauptet man einfach, man würde ja nicht alles wissen können, weil die Medien uns alle, natürlich ganz im Sinne der Grünen, dumm halten. Alles ist eben besser, als sich selbst zu hinterfragen. Frei nach dem Motto, was nicht in mein Weltbild passt, wird passend gemacht. In viele unserer jetzigen Mieseren wurden wir durch einen miserablen, weil kurzsichtige Politikstil gelotst. Dafür sind nicht Baerbock und Co. verantwortlich, die jetzt als willkommene Sündenböcke herhalten müssen. Und apropos gelotst: Da flattert mir letzte Woche in meinen Briefkasten in Greifswald die Wahlwerbung einer Kandidatin. Auf dieser steht der jetzige grüne Oberbürgermeister (als Comicfigur) auf einem heruntergekommenen Boot und wird von einer Möwe angeschissen. Was für ein Zeichen unseres politischen Miteinanders. Was soll mir als Wählerin denn so eine Kritik sagen?

Meine Oma sagte immer, wenn man mit dem ausgestreckten Finger auf jemanden zeigt, zeigen drei zurück. Bitte mal eine Minute über diesen Spruch nachdenken!