Schuld und Unschuld?

Wie sehr man Strafrecht bis hin zu Kriminologie mit Notlage zu verknüpfen sucht, zeigt die Leserzuschrift „Schuld und Unschuld“. So sehr ich auch verstehe, dass zur Zeit verkehrte Welt ist, so hat die Auflage, für den Arbeitsprozess dafür zu sorgen, dass man gesund ist, also nicht infiziert, nichts mit Schuld oder Unschuld zu tun, nichts mit dem Strafrecht, nichts mit kriminologischen Fragen. Bestraft sind wir allenfalls alle mit Corona. Und dass ein ganzes Volk unter Generalverdacht stünde, andere Menschen zu infizieren und zu schädigen, was dann nur ein anderes Volk sein könnte und folglich nicht schlüssig ist, trifft nicht zu. Niemand sagt solches – außer vielleicht die Leserin. Von legalem Verhalten, welches nun illegal sei, sehe ich nichts. Was ich sehe, ist, dass ein Teil der Menschen sich nicht impfen lassen will. Eine einfache und offensichtliche Tatsache, die man nicht leugnen kann. Ich spreche nicht von denjenigen, die es aus gesundheitlichen Gründen nicht können bzw. dürfen. Das tut niemand. Ich spreche nur von jenen, die es könnten aber nicht wollen. Und wenn man sich an einer Hand abzählen kann, dass Nichtimpfen Nichtimmunisierung zur Folge hat und folglich Corona es noch immer leicht hat, dann ist die Frage durchaus angebracht, die da lautet: „Warum lasst ihr zu, durch eure Weigerung es Corona leicht zu machen?“ … Es geht nicht um Schuld oder Unschuld, nicht um Strafrecht, nicht um Kriminologie. Es geht nicht um die strafrechtliche Unschuldsvermutung, es geht um Verantwortung gegenüber den Menschen. Es geht um uns, um uns alle. … Und bitte, auch die Geimpften und diejenigen, die sich impfen lassen wollen, gehören zum Volk.