Pauschalkritik unberechtigt

Ich bin katholischer Geistlicher! Und ich bin erschüttert über alles, was es durch katholische Geistliche oder in kirchlichen Einrichtungen an sexuellen Übergriffen oder andere Gewalt gegeben hat. Da gibt es nichts zu beschönigen.
Dennoch glaube ich, dass eine solche Pauschalkritik unberechtigt ist, und, genau darum, nur neue Opfer schafft. An einem Satz wird dies besonders deutlich: „Ist denn der Zölibat eine so notwendige Voraussetzung, um ein guter Priester zu sein, wenn dabei nur strafbare Vergehen an Kindern und Jugendlichen herauskommen?“ Egal, wie ich zum Zölibat stehe, und die Meinungsvielfalt darüber ist groß in der katholischen Kirche und auch unter Geistlichen, aber dass „dabei nur strafbare Vergehen an Kindern und Jugendlichen herauskommen“, wertet jedes ehrliche Bemühen ab und stellt jeden Priester unter Generalverdacht. Ebenso der unsinnige Satz: „Ich frage mich, wie den Gläubigen zumute ist, wenn sie ihre Priester von Keuschheit und Enthaltsamkeit predigen hören.“ Welches Bild von Kirche wird da vermittelt? Haben wir nichts anderes zu verkünden? Ich jedenfalls habe noch nie über Keuschheit und Enthaltsamkeit gepredigt. „Welche Gedanken müssen Eltern haben, die ihre Kinder in katholische Einrichtungen schicken oder als Ministranten wirken lassen?“ Wenn man sich mit Missbrauchsfällen in der Geschichte befasst, dann kommt man nicht an der Tatsache vorbei, dass Eltern ihre Verantwortung für ihre Kinder oftmals abgegeben und auf entsprechende Äußerungen ihrer Kinder nicht geachtet haben. Hier gibt es eine nicht zu leugnende Mitverantwortung, um nicht von Schuld zu sprechen.
Nach so viel Pauschalisierung wundert es mich kaum, dass in diesem Beitrag nichts darüber zu finden ist, was es hier an ehrlicher Aufarbeitung gegeben hat, weit mehr als in anderen Bereichen und Institutionen unserer Gesellschaft und was gerade im kirchlichen Bereich inzwischen an Präventionsarbeit geleistet wird.
Ekelhaft und kriminell, eine andere Bezeichnung hab ich auch nicht gegenüber sexueller Gewalt an Kindern und Jugendlichen. Ekelhaft und kriminell finde ich aber auch jede Pauschalverurteilung, die niemandem hilft, dafür aber viel Misstrauen und am Ende nur neue Opfer schafft.