Es war einmal

Vor langer, langer Zeit, da lebten die Menschen noch ganz anders als heute.
Es gab Jahreszeiten und Wetter, man nahm es, wie es kam.
Nicht jede Wärmeperiode, nicht jeder Kälteeinbruch, nicht zu viel Regen oder zu wenig davon, waren gleich eine Katastrophe.
Bei Sonnenschein dachte man nicht zuerst an Hautkrebs, sondern an gesunde Bräune, bei Wasser nicht an böse Blaualgen, sondern an Badespaß.
Auf Reisen ging man unbeschwert, Kultur und Freizeitspaß gehörten zum normalen Leben, andere Menschen waren willkommene Gesellschaft und nicht potentielle Todesbringer.
Jeder wusste, es gibt in der kalten Jahreszeit Erkältungskrankheiten, aber kaum jemand machte darum viel Aufhebens.
Es gab Diagnosen, wenn man denn überhaupt einen Arzt aufsuchte, die da lauteten: grippaler Infekt, Grippe, Bronchitis oder selten Lungenentzündung.
Das ängstigte die Menschen nur wenig. Starb eine uns nahestehende Person, wurde von einer schnöden Grippe dahingerafft, war das sehr schlimm und traurig, es wurde aber als Lebensende akzeptiert.
Das Leben der Hinterbliebenen musste weitergehen.
Wer früher mit Husten, Schnupfen, Heiserkeit, etwas erhöhter Temperatur allzu sehr lamentierte, erntete meist eher ein Lachen als echtes Mitleid. Man sagte, stell Dich nicht so an!
Wenn einem jemand begegnete, der sehr große Ängstlichkeit an den Tag legte oder gar wie einst Michael Jackson in der Öffentlichkeit eine Maske trug, dem wurde dringend ein Arzt empfohlen. Wohlgemerkt, damit war nicht der praktische Mediziner gemeint, eher der für das Gemüt. Angststörung nannte man das, was heute zur ersten Bürgerpflicht erhoben.
Seit einem Jahr nun schon quälen wir uns nach der Devise:
Man kann an allem sterben, nur an oder mit Covid 19 darf man nicht!
Und solange wir nicht gestorben sind, träumen wir weiter von einem Leben ohne Viren und allem, was uns abhanden gekommen ist.