Der Stralsunder Frieden 1370

Erneut sprach Dr. H.-J. Hacker vor 49 Interessenten der Seniorenakademie und hatte das Thema „Stralsunder Frieden 1370“ mitgebracht, was auf den Punkt in die gegenwärtige Situation passte – über einen Frieden sprechen! Durch eine starke Einschränkung des Handels der Hansestädte auf der Ostsee durch Dänemark wurde 1361 dem dänischen König der Krieg erklärt. Der 1365 geschlossene Frieden von Vordingborg wurde von den Dänen unterlaufen. Der 1367 auf einem Hansetag in Köln gegründeten Kölner Konföderation gehörten 57 Hansestädte an. Von 1368 bis 1370 fand der zweite Krieg gegen Waldemar IV. statt. Stralsund spielte im 14. Jahrhundert eine große Rolle und stand mit Lübeck so gut wie auf Augenhöhe. Aufgrund seiner Bedeutung auch in den beiden Kriegen wurde die Stadt für den Friedensschluss am 24. Mai 1370 ausgesucht, wesentlich unter Mitwirkung des Stralsunder Bürgermeisters Bertram Wulflam. Der Stralsunder Frieden markierte den Höhepunkt der Macht des hansischen Städtebundes im Ostseeraum und schrieb für lange Zeit die Rolle der Hansestädte fest. Visby wurde wieder befreit, Dänemark musste den freien Handel auf der Ostsee garantieren, und die Hanse sicherte sich das Monopol im Heringshandel. Neu war, dass der Nachfolger Waldemars IV. nicht ohne Zustimmung der Hansestädte beschlossen werden konnte. Den Friedensvertrag musste der dänische König mit dem Majestätssiegel unterschreiben, das heißt, dass sowohl er persönlich als auch das Reich und zukünftige Könige an den Vertrag gebunden waren. Die Originalakten sind nur im Stralsunder Stadtarchiv vorhanden. Die Rätselfrage ist bis heute, warum erst 1870 der 500. Wiederkehr des Vertragsschlusses gedacht wurde. Zwischen 1370 und 1870 finden sich keinerlei Hinweise auf diesbezügliche Aktivitäten. Die Gedenkfeier zum 650. Jahrestag 2020 fiel leider Corona zum Opfer. Die Anwesenden dankten Dr. Hacker ganz herzlich für die Darstellung der vielen damit zusammenhängenden lokalen Informationen.
Wolfgang Mengel, Seniorenakademie Stralsund