DDR – ein Unrechtsstaat?

In Wahlkampfzeiten werden zuweilen drastische Mittel eingesetzt. In einer Tageszeitung wird z.B. ranghohen SPD-Politikern vorgeworfen, sie hätten die Linke »salonfähig« gemacht. Das mussten Ringstorff und Sellering nicht, denn die Linke ist eine demokratisch gewählte Partei. Die Beurteilung, ob sie in einem Unrechtsstaat gelebt und gearbeitet haben, sollte man wohl besser den Millionen Ostdeutschen überlassen. Viele empfinden die Einstufung »Unrechtsstaat« als Herabsetzung ihre Lebensleistung. Im 1995 erschienenen Buch »Gesprochen zur Zeit und zur Unzeit« bemerkt Albrecht Schönherr, zu DDR-Zeiten lange Jahre Bischof und Wortführer der evangelischen Kirche in Ostdeutschland, u.a.: »Die DDR war gewiss kein Rechtsstaat im verfassungsrechtlichen Sinne. Aber ich wage zu sagen: Sie war auch kein Unrechtsstaat… Darf man die positiven Handlungen dieses Staates einfach vom Tisch wischen, etwa die Möglichkeit zu studieren auch für Arbeiterkinder, das Recht der Bürger auf Arbeit und Wohnung? Es gab keine Bodenspekulation, die Korruption hielt sich in Grenzen, Wandlitz war keine Nobelsiedlung, Pornographie bekam man nur durch die westlichen Sender geliefert. Man musste nicht in die Partei eintreten oder sich dem MfS zur Verfügung stellen. Wer den Mund hielt und sich einfügte, konnte sicher leben.« So erlebte auch ich es, christlich erzogen, ohne Parteimitgliedschaft durfte ich studieren und promovieren.