Bezahlbare Mieten

In den vergangenen Wochen hat es in den Tageszeitungen immer wieder Beiträge zum Wohnungsbau in Rostock gegeben. Da konnte man lesen, dass die Prognose über die Bevölkerungsentwicklung bis 2035 überarbeitet werden musste, weil die Zuwanderung nicht annähernd die zuvor eingeschätzten Zahlen erreicht hat. Dabei wurde auch festgestellt, dass immer mehr junge Leute wegziehen, Grund genug für den OB, zu überlegen, ob man nicht vielleicht mehr Bauland für Häuslebauer zur Verfügung stellen sollte. Und dann war da noch ein Artikel, in dem der Mieterverein reklamierte, dass in Rostock noch etwa 7.000 Wohnungen fehlen würden, eine Zahl, die mich überrascht hat. Deshalb würde ich vom Mieterverein gern hören, wie man bei der aktuell doch eher niedrigen Zuwanderung auf 7.000 fehlende Wohneinheiten in Rostock schließen kann. Aber das nur so nebenbei.
Es wird immer wieder darüber gesprochen, dass »bezahlbare« Wohnungen gebaut werden müssen und über die Not der Wohnungssuchenden, die keinen Wohnraum finden. Dabei bin ich mir überhaupt nicht sicher, ob wir das Wort »bezahlbar« auch alle gleich definieren. Während die bauenden Wohnungsunternehmen für diese Neubauquartiere eine Miete von circa 9 bis 12 Euro/Quadradtmeter als » bezahlbar« loben, ist solch ein Mietpreis für manchen Otto-Normalverbraucher vielleicht kaum erschwinglich. Wenn jemand 50 Prozent seiner Einkünfte für das Wohnen ausgeben muss, dann ist er das auch nicht! Deshalb möchte ich eine Diskussion anregen, um zu hören, wie andere »Normalos« das so sehen. Viele vertreten auch die Meinung: Wir müssen mehr bauen, damit mehr alternativer Wohnraum zur Verfügung steht, dann werden sich die Mieten schon von selbst regulieren und nicht so rasant steigen. Ist das so? Ich habe da eine etwas andere Meinung. Wir alle wissen, dass die neu gebauten Wohnungen im Mietspiegel die teuersten sind. Da der Mietspiegel aber die ortsübliche Miete darstellt und bei der Gestaltung der Mietpreise helfen soll, wird wohl kaum ein Vermieter auf Mieteinnahmen, die als ortsüblich angezeigt werden, verzichten. Auch die zehn Prozent darüber, bei Neuvermietung, wird sich wohl kaum jemand entgehen lassen, wenn es denn schon erlaubt ist. Bei einem Bekannten von mir gibt es im Haus eine leerstehende Wohnung, gleich seiner Wohnungsgröße. Dafür wird jetzt bei Neuvermietung nun ganz legal eine um 50 Euro höhere Miete verlangt; soviel zur Auswirkung der gesetzlich erlaubten zehn Prozent über den ortsüblichen Mietpreis. Und da spielt es auch keine Rolle, wenn darüber berichtet wird, dass die durchschnittlichen Nettokaltmieten bei norddeutschen Wohnungsunternehmen bei 5,92 oder 6,12 Euro/Quadratmeter liegen. Die neu gebauten »bezahlbaren« Wohnungen haben diese Nettokaltmiete definitiv nicht. Trotzdem wird oft kommentiert: Aber die neuen Wohnungen werden alle vermietet, also scheinen die Menschen das Geld ja zu haben. Ist es so, dass Mieten von 9 bis 12 Euro/Quadratmeter tatsächlich für den Großteil der Bevölkerung bezahlbar sind? Meiner Meinung nach werden sie erst dann bezahlbar, wenn sie teilweise kommunal gefördert werden. Nur hat nicht jeder einen Anspruch auf einen solchen Wohnberechtigungsschein, um diese Förderung zu bekommen. Aber es gibt mit Sicherheit genug Familien, die zwar die Voraussetzungen für diesen Schein nicht erfüllen und trotzdem finanziell nur knapp über die Runden kommen. Ich mag mich ja irren, aber, wenn unsere Senatoren beim Richtfest die »bezahlbaren« Wohnungen preisen, dann schwillt mir der Kamm, denn bei diesen Mieten sind sie das einfach nicht. Oft wird auch davon gesprochen, dass manche Wohnungssuchende keine Wohnung finden können. Da stellt sich mir die Frage: Finden die Menschen keine Wohnung, weil keine da sind (also Wohnungsnot) oder, weil die Wohnungen, die sie gern möchten viel zu teuer sind und sie sich diese nicht leisten können? Ich glaube, man sollte sich eher nicht der Hoffnung hingeben, dass sich die Mietpreise für neu gebaute Wohnungen nach unten bewegen werden, egal, wieviel Wohnquartiere noch entstehen! Und ich bin gespannt auf den nächsten Mietspiegel im Januar 2021. Vielleicht gibt es ja andere Meinungen dazu.