Seit Juni 2021 ist im Molenfußgebäude am Stadthafen in Sassnitz die ABORA-Ausstellung stationiert. Doch die Ausstellung ist in mehrerlei Hinsicht enttäuschend.
Der reißerisch aufgemachte Titel Kam Kolumbus 15000 Jahre zu spät? trifft offensichtlich nicht den Nerv der Sassnitz-Besucher. Die Ausstellungsbetreuer in ihren orangefarbenen Shirts verbringen während der Öffnungszeiten viele Stunden wartend und können nur vereinzelt Besucher für die Ausstellung gewinnen.
Die Ausstellung selbst ist nicht neu. Das sieht man ihr an. Sie wirkt altbacken und überladen. Die Aufsteller sind mit Informationen überfrachtet.
Das vor dem Ausstellungseingang aufgestellte Großzelt, das als Kinoraum genutzt wird, und die Absperrzäune, teilweise mit flatternden Absperrbändern, haben den Charme einer verlassenen Corona-Teststation. Der Eindruck änderte sich auch nicht, als schließlich das Papyrusboot auf einem Bootshänger dort abgestellt wurde.
In dem eigentlich Licht durchfluteten, halbkreisrunden Raum „Jasmund“ hatte bisher das Netzwerk der Kunsthandwerker Rügens sein Domizil. Das lockte Touristen und Kunstfreunde aus ganz Deutschland nach Sassnitz. Es war ein einzigartiger, lohnenswerter und das Image der Hafenstadt fördernder Anlaufpunkt. Viele fragende und enttäuschte Gesichter gab es deshalb in den letzten Wochen dort zu sehen.
Wochen nach der Eröffnung gab es zahlreiche Änderungen rund um die Ausstellung. Ein Sichtschutz wurde an den Fenstern angebracht, der wohl den Blick ins Innere verhindern soll. Die abgesperrte Fläche um den Ausstellungseingang wurde Meter für Meter erweitert. In der zweiten Augusthälfte wurde zusätzlich ein Transparent oberhalb der Fensterfront mit falschen Angaben angebracht, denn die Öffnungszeiten waren zuvor geändert worden. Im Großzelt nebenan läuft in Endlosschleife ein Video. Das Umfeld wird dadurch in unangemessener Lautstärke beschallt.
Bewegung bei der Ausstellung gibt es immer nur dann, wenn Fahrzeuge auf den Grünflächen am Molenfußgebäude abgestellt und geparkt werden und wenn alle paar Wochen sich Vereinsmitglieder dort treffen und für sich ihr Programm abspulen.
Bis 19. September läuft die Ausstellung noch. Es bleibt zu hoffen, dass die Verantwortlichen in der Stadt Sassnitz dem dann auch ein Ende setzen.
Die Sassnitzer Stadtverwaltung, der Stadthafen und das Sassnitzer Fischerei- und Hafenmuseum sollten sich auf die Ausstellungsprojekte im Museum und auf jene im Alten Kühlhaus im Stadthafen konzentrieren. BAG NET. Des Fischers Handwerk wird auf Eis gelegt (2020) und Im Netz der Zeit. Die Ostseefischerei im Wandel (2021) sind gelungene Beispiele für kreative sowie inhaltlich und optisch ansprechende Präsentationen.