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Taberna opud passagium – Wirtshaus nahe dem Fähranleger. Die in der ganzen Stadt bekannte Wirtin der Hafenkneipe „Zur Fähre“, Hanni Höppner, stellte uns Europas älteste Hafenkneipe, die erstmals 1332 erwähnt wurde und an der einstigen Grenze zwischen Hafen und Stadt liegt, in wundersamer Art und Weise vor, die ihresgleichen sucht. Im Kostüm der Wirtin „Tabernatoria Theyba“ (etwa 1310-1340) begrüßte sie ganz herzlich die 82 im Rathaussaal Anwesenden mit ihrem typischen Tropfen „Fährwasser aus dem Hafenbecken“. Seit 47 Jahren lebt die aus dem sächsisch-anhaltinischen Leuna stammende Hanni an der Küste, ist nun fast ein „Fischkopp“ und eine Institution in unserer schönen Hafenstadt. Sie hat mit vielen historischen Utensilien und einem fast mannsgroßen klappbaren Bilderbuch die Entwicklung ihres Kneipchens (Kneipe = enge Räumlichkeit) dargestellt, dessen Geschichte Steffen Melle in langer Recherchetätigkeit in einem reich bebilderten Buch, das man bei Hanni mit Widmung erwerben kann, aufgearbeitet hat. In acht Jahren steht das 700jährige Jubiläum des Kneipchens an, das ihr zweites „Wohnzimmer“ ist, in dem sie sich seit 1998 zu Hause fühlt und ihre den verschiedensten Berufen angehörenden Gäste bewirtet. Hannis Credo: „Ich bringe meine Gäste nur zusammen, den Rest müssen sie schon allein machen.“ Ihre Vorgänger betrieben die Gastwirtschaft teils nur nebenbei, sie waren Schiffer, Fischer, Segel- und Kompassmacher, Krämer. Holzhändler, Bierverleger, Makler, Gewürzhändler, sogar ein Ratsherr war dabei. Das kleine Haus mit diesem urigen Lokal, in dem man sich von der ersten Sekunde an nur wohlfühlen kann, muss seit seinem Bestehen (Ersterwähnung 1310) einen Schutzengel haben, denn weder Brände, Überschwemmungen noch Kriege konnten ihm etwas anhaben. Um den Fortbestand der „Fähre“ zu sichern, hat Hanni ihre Tochter Franzi , mit der sie einen behutsamen Übergang schaffen will, mit einbezogen. Die Tochter hat natürlich auch ihre eigenen Vorstellungen: So gibt es neben Bier und Schnaps auch für die Frauen Bekömmliches und den Biergarten vor der Tür. Ein Ritual hat Hanni von ihrem unmittelbaren Vorgänger Dieter Dettmann übernommen: „Jeden Abend um 19 Uhr werde ich hier die Glocke glasen.“ Wer Hanni bei diesem Vortrag erlebt hat, wird verstehen, dass sie eine ganz besondere Gabe hat, Menschen zusammenzuführen. Selbst haltbare Liebesbeziehungen konnte sie anbahnen. Ihr Vortrag, den sie mit viel Liebe zu Menschen und ihrem Kneipchen gehalten hat, macht deutlich, dass sie ihre Tätigkeit mit viel Herzblut durchführt. Unser Hafenkneipchen kann keine bessere Wirtin als sie haben, und mit ihrer Tochter Franzi sorgt sie dafür, dass das so bleibt. Mit einem Riesenbeifall wurde Hanni herzlich verabschiedet. Jeden Samstag um 14 Uhr laden Hanni Höppner und Steffen Melle in das geschichtsträchtige Haus ein, um Interessierten den Werdegang des Hauses aufzuzeigen. (Tel.: 0171/2764342 zur Kontaktaufnahme). Wolfgang Mengel, Seniorenakademie
Wolfgang Mengel, Stralsund, 07.11.2024