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< Zurück zur ÜbersichtWie bitte? Hände gebunden?
Wichtige Themen stehen meistens auf der ersten Seite einer Tageszeitung und genau da stand am letzten Wochenende folgender Artikel: 1. »Schweriner Marienplatz ist der gefährlichste Ort in MV« fortgeführt mit 2. »Notruf vom Schweriner Marienplatz« (Seite 6) 3. Kommentar: »Offenbarungseid gegenüber Kriminellen« (Seite 18). Im Schnitt sollen sich auf dem Schweriner Marienplatz täglich zwei Straftaten ereignen. Trotz Videoüberwachung steigt die Kriminalität. Häufigste Delikte: Körperverletzung, Sachbeschädigung, Diebstahl und Rauschgiftkriminalität. Händler und Anwohner fordern Kontrollen und Polizeipräsenz rund um die Uhr. Bereits vor fünf Jahren wurde an diesem Kriminalitätsschwerpunkt, mit zuletzt mehr als 700 Straftaten im Jahr, eine ständige Videoüberwachung eingeführt. »Gewalt ist hier alltäglich«, sagen Anwohner und Händler. Viele Einwohner meiden den Platz und das nicht nur, wenn es dunkel ist. Besonders Frauen haben Angst, sich hier abends aufzuhalten. Immer wieder ist von Gruppen junger Männer die Rede, die hier herumlungern und straffällig werden. Und dann die Bemerkung einer Frau: »Es ist nur ein kleiner Teil, der Ärger macht.« Na und? Offensichtlich ja nicht, denn sonst wäre keine Videoüberwachung notwendig, die eher selten eingesetzt wird. Und die Frage ist doch: Wieso hat sich hier über all die Jahre nichts geändert? Auch »der kleine Teil« wird deshalb straffällig, weil er es kann und weil man ihn lässt! Da fragt man sich doch, wieso die Stadt in den vergangenen Jahren nicht in der Lage war, dem Treiben dieser Gruppen auf einem Platz, mitten in der Landeshauptstadt, Einhalt zu gebieten und die Situation so zu beherrschen, dass sich die Bevölkerung dort wieder sicher fühlt. Was sagt denn der Innenminister MV dazu? Ein Kommentar: »Der eigentliche Skandal liegt darin, dass der vollziehenden Gewalt im Land wegen Verordnungswust mal wieder die Hände gebunden sind. Bis die Polizei eingreifen und regelmäßig patrouillieren darf, muss schon richtig was passieren.« Wie bitte? Die Hände gebunden? Was muss denn passieren, bis die Polizei eingreifen kann? Als Vertreter des Staates ist es die Aufgabe und Pflicht der Polizei, für Ordnung und Sicherheit zu sorgen und die Bevölkerung zu schützen. Das ist ihre wichtigste Aufgabe! Und wenn sich jemand nicht an die Regeln und Gesetze hält und Straftaten begeht, dann muss er zur Verantwortung gezogen und bestraft werden und zwar so, wie es die Gesetze vorsehen, egal, wer er ist. Dazu sind unsere Gesetze da! Kuschelkurs, Schönreden oder Hinterzimmer-Deals sind da fehl am Platz. Sie tragen nur dazu bei, dass sich nichts ändert und dass die Straftäter den Respekt gegenüber der Justiz verlieren.
Anonym., Rostock (Name dem Verlag bekannt), 29.10.2024