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Werter Herr Schwarzer, sicherlich wird niemand angesichts Ihrer reichlich unpassenden Karthargo-Analogie beeindruckt sein – denn eine ganz andere Analogie liegt angesichts des Krieges eines Diktators gegen ein Nachbarland sehr viel näher – nur dass Ihnen diese Analogie wohl unangenehm sein dürfte. Vor 85 Jahren regierte eine demokratisch gewählte Partei mit einem Diktator an der Spitze dieses Land, schaffte sofort die Demokratie und Freiheit ab, richtete Straflager für politische und andere Feinde ein, bildete einen gnadenlosen Geheimdienst und eine Spitzelorganisation, zerschlug alle nicht linientreuen Organisationen, schaltete die Medien gleich. Es richtete die wirtschaftlichen Bemühungen und die Betriebe auf die militärische Aufrüstung aus – was folgte konnte jeder frühzeitig den Äußerungen der Staatsführung entnehmen – seinem Imperialismus im Willen ein neues Großreich zu errichten, den eroberten Völkern die eigene Kultur, Sprache und Lebensart aufzuzwingen. Angesichts dessen gab es viele diplomatische Bemühungen, eine Eskalation zu verhindern, eine Duldung und Beschwichtigung, Abkommen und Verträge „Peace in our time!“ und mit einem anderen Land schloss die Regierung ein umfangreiches Nichtangriffsabkommen – nur um dies nur zwei Jahre später zu brechen, dieses Land zu überfallen und dort die Bevölkerung zu terrorisieren, fürchterliche Kriegsverbrechen zu begehen und die zivile Infrastruktur zu zerstören. Doch dieses Land konnte diesen Angriff schließlich zurückschlagen – auch durch die umfangreichen Waffenlieferungen der verbündeten Staaten wie den USA, Großbritannien und Kanada. Werter Herr Schwarzer, Sie können sich einfach mal bemühen, die heutigen Analogien zum Überfall Russlands auf die Ukraine zu entdecken – die diplomatischen Bemühungen angesichts eines unübersehbaren Imperialismus eines Diktators, der Überfall trotz versprochener Achtung der Souveränität, die Solidarität mit dem überfallenen Land. Damals war der „Jüdisch-bolschewistische Komplex“ Schuld, heute sind es angebliche „drogensüchtige Nazis“ und „der aggressive Westen“, wobei es lohnt, mal die kriegerischen Auseinandersetzungen der NATO und Russland nach dem Zweiten Weltkrieg zu betrachten. Und dann nochmal nachzudenken. Auch über den Satz Putins aus 2014 „Wenn ich wollte, könnten russische Truppen in zwei Tagen nicht nur in Kiew, sondern auch in Riga, Vilnius, Tallinn, Warschau oder Bukarest sein" sollten Sie nachdenken – er hat es in über zwei Jahren nicht mal nach Kiew geschafft.
Edgard Fuss, Selpin, 17.09.2024