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Noch lebt in mir der 17. Juni!

Sehr beeindruckend war der 17. Juni 1953 für mich als Dreizehnjähriger. Ich befand mich nachmittags in meiner Klasse in der Brüeler Schule, um unsere Freizeit zu gestalten. Jedenfalls kam einer der Hamburger ausgebombten Mitschüler zu uns und erzählte Freude strahlend: Sein Vater hat auf der Werft in Wismar selbst erlebt, wie gestreikt und das Host Wessel - Lied gesungen wurde. Später erfuhr ich von der Befreiung der SS-Größe Ilse Koch aus einem DDR-Gefängnis. 1956 sah ich dann die Dokumentationen über den Freiheitskampf der Ungarn gegen alles, was sozialistisch ist: Erhängte Polizisten an Laternen in Budapest. Besonders schockierend war ein Foto für mich als Sechzehnjähriger: Ein verwüstetes Arbeitszimmer eines Ersten Parteisekretärs. Seine Leiche befand sich in der Mitte des Zimmers mit einem Bajonett festgerammt, was man ihm durch den Rachen gestoßen hatte und daneben ein Leninbild. Willkür und Unrecht sowie Terror und Lynchjustiz wurden im Westen bejubelt. Mein Mitstreiter, Du hast Recht, die Geschichte sollte man nicht vergessen: Auch nicht, wo die Konterrevolution sich organisiert, sind Terroristen und Faschisten immer dabei!

Karl Scheffsky, Schwerin, 17.06.2024

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