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Der Wald – die »grüne Lunge«

Ein Problem das mich schon lange bewegt. Seit ich ein Kleinkind war, habe ich ein inniges Verhältnis zum wunderbaren Wald. 1935 im ehemaligen Hinterpommern geboren, war mein Vater, der ansonsten als Dachdecker arbeitete, im Winter als Waldarbeiter tägig. Meine Mutter zog mit mir auf einem Schlitten, des Öfteren durch den Schnee zu meinem Vater. Dort konnte ich beim Holzeinschnitt zusehen. Außerdem bekam ich von meinem Vater sein übriggebliebenes »Hasenbrot«. Diese Zeit ging bis zum Sommer 1939. Da wurde mein Vater zur Wehrmacht eingezogen. Für mich war diese vergangene Zeit prägend. Vater gilt seit 1944 vermisst. Meine Mutter landete mit mir und meinen Brüdern im Kreis Grimmen. Als Berufswunsch gab ich 1949 Tischler an. Die Lehre vollzog ich in Prohn Kreis Stralsund. Ich kann sagen, ich war dem Holz als wunderbaren Werkstoff immer verbunden. Bei der zuerst genannten Zeit und zu DDR-Zeiten, war die Hege und Pflege des Waldes eine Augenweide. Die Wälder wurden nach dem Holzeinschnitt immer beräumt. Kronen, Äste, Totholz auch Kienäpfel wurden aufgeräumt. Wenn man nacharbeiten wollte, musste man zu beiden Zeiten sich vom Förster eine Genehmigung holen, um Holz zu sammeln. Die entsprechende Stelle musste ordentlich hinterlassen werden. In den Jahren 1973 bis zum Ende der DDR-Wirtschaft wurden alles Totholz, egal ob auf dem Boden oder als Stammwaren aufgearbeitet. Es war eine Freude bei den Pilzen und Blaubeeren sammeln einen kultivierten Waldboden vorzufinden, ohne unaufgearbeitete Baumkronen und anderes Restholz. Diese Aussagen kann ich für die Gegend um Groß Laasch bis nach Neustadt-Glewe Flugplatz machen. Es fand eine intensive Hege und Pflege statt. Mit der Wende wurde eine vollkommen entgegengesetzte Entwicklung eingeleitet, die Wälder wurden teils privatisiert und dienten nun offenbar nur dem Profitstreben. Alles, was kein Geld bringt, ob Kronen, Äste, Totholz jeden Alters, halbabgebrochene Bäume, alles bleibt wie es nach einem Sturm aussehen kann und ludert vor sich hin. Krankes Holz bleibt stehen und steckt das gesunde Holz an. Für mich beschämend, wie mit der Natur umgegangen wird. Es sieht sehr schäbig in unseren Wäldern aus. So wird die Holzwirtschaft eines Tages zu Grunde gehen. Wir können ja importieren.

Hans Lüdtke, Ludwigslust, 06.05.2024

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