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Experimentelle Schule

In keinen gesellschaftlichen Bereich wurde und wird so viel staatlich herumexperimentiert und hineingepfuscht wie im Bildungsbereich. Jeder neue Kultusminister ob Land, ob Bund meinte, etwas reformieren zu müssen und hat meistens alles nur verschlimmbessert. Wenn wir den Bildungsstand der Schulabgänger betrachten, sprechen Fachleute von katastrophalen Zuständen. Haupt- und Realschüler sind nicht in der Lage, die intellektuellen Anforderungen eines Handwerksberufes zu erfüllen. Selbst Länder, über die wir früher gelächelt haben, sind in der Bildung meilenweit voraus. Ein Problem, welches man immer noch nicht gerne in der Politik hört, hängt mit der Migration zusammen. Wenn in einer Schule in Baden Württemberg ein Drittel der Erstklässler nicht versetzt werden können, weil sie den Lehrstoff nicht geschafft haben, dann ist das doch erschreckend. Wenn die Rektorin als Ursache nennt, dass die Schüler die deutsche Sprache nicht beherrschen, aus bildungsfernen Familien kommen und über kein strukturiertes Verhalten verfügen, dann müssen doch die Alarmglocken läuten. Fast unglaublich ist, dass die Rektorin die Erlaubnis der Eltern einholen muss, damit die Kinder die Klasse wiederholen und die Antwort der Landesregierung zur Sache ist, man werde das Problem im Auge behalten. Man kann der DDR-Schule vieles unterstellen und kritisch sehen, aber bildungsmäßig war sie dem heutigen System weit überlegen. Es gab eine einheitliche Organisation des Schulbetriebs, es gab einen einheitlichen Lehrplan, der in allen Schulen das gleich Bildungsniveau sicherte. Ein Abitur in Sachsen war genauso viel wert wie in Thüringen oder anderswo. Warum ist das in der BRD nicht machbar, warum muss jedes Bundesland seine eigenen Standards und Regeln haben? Wenn jetzt, wie im Fernsehen zu bestaunen, in NRW die Schüler bestimmen, wann sie zum Unterricht kommen möchten und schulfreie Tage verlangen können, dann gute Nacht und Bildung ade.

Karl-Heinz Fehrmann, Schwerin, 27.04.2024

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