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In Mülltonne der Geschichte gelandet

Antwort auf den Leserbrief "Berührend" vom 11.04.2024

Meine berufliche Laufbahn begann ich in der DDR als Unterstufenlehrerin und nach einem erfolgreichen Hochschulfernstudium war ich bis zur Wende als Fachschuldozentin am Institut für Lehrerbildung in Rostock tätig. Das Lied von der kleinen weißen Friedenstaube begleitete mich schon von meiner eigenen Schulzeit bis hin zu den radikalen gesellschaftlichen Veränderungen, die nicht in jedem Fall für uns ausschließlich positiv waren. Text und Melodie des Liedes passten gut zusammen und überzeugten Sänger und Zuhörer gleichermaßen, dass der Frieden eine dringende Voraussetzung für ein glückliches Leben ist. Von ehemaligen Kollegen und Studenten erfuhr ich dann, dass dieses Friedenslied nicht mehr in der Schule gesungen werden durfte. Es wurde in die Mülltonne der Geschichte geworfen. Sicher kann ein Lied allein nicht entscheiden, wie die Menschen auf die Entwicklung der Gesellschaft einwirken können, aber es kann eine starke emotionale Wirkung haben. Meine Generation hat Bombennächte, Flucht und den Tod von Familienmitgliedern und Freunden hautnah erlebt und das Plakat mit der Losung »Nie wieder Krieg« war für uns das wichtigste unter unter den vielen anderen mit politischen Forderungen. Für mich wäre ein Kinderchor, der in der heutigen Zeit das Lied von der kleinen weißen Friedenstaube singt, ein wunderbares Erlebnis.

Brigitte Schneider , Warnemünde , 19.04.2024

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