Leserbriefe lesen

Da waren wir schon weiter

Wenn man die Debatte im Bundestag zum Schutz von Frauen verfolgt hat, die eine Beratung zum Schwangerschaftsabbruch aufsuchen, dann fühlt man sich um Jahrhunderte zurück versetzt. Wie extrem die Gegner von Abtreibungen diskutieren und diese Frauen, ohne die Gründe für eine solche Entscheidung zu kennen, quasi als Mörderinnen und Gottlose bezeichnen - das ist schon krass. Man kann zur Abtreibung stehen, wie man will, aber wenn man es ernst damit meint, die Gleichberechtigung der Frau wirklich zu akzeptieren, dann muss man ihr auch das Recht zubilligen, über ihr Leben und ihren Körper selber zu entscheiden. Wer, aus welchen Gründen auch immer, Abtreibung ablehnt - der soll es tun, aber er hat nicht das Recht, andere Frauen als Mörderinnen und Gottlose zu stigmatisieren. Ich erinnere mich gut daran, dass es ähnliche Diskussionen in der DDR gab, als die bedingungslose Abtreibung per Gesetz erlaubt wurde. Manche befürchteten damals, neben den bekannten religiösen Gründen ein zügelloses Sexleben und daraus entstehende massenhafte Abtreibungen. Nichts davon wurde wahr, weil jede Frau, die sich dazu entschließt, es nicht leichtfertig tut. Sie hat echte Gründe und ist sich auch der gesundheitlichen Risiken bewusst, die damit verbunden sein können. Diese rückwärtsgewandten Beschränkungen der deutschen Politik zwingt betroffene Frauen ins liberalere Ausland oder - was viel schlimmer ist - in die Hände von Kurpfuschern.

Karl-Heinz Fehrmann, Schwerin, 13.04.2024

Hier können Sie Ihre Leserbriefe online aufgeben

Bitte beachten Sie, dass wir uns das Recht vorbehalten, im Falle des Abdruckens in der Zeitung, Textpassagen zu kürzen oder nachträglich zu ändern.