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Krieg ohne Ende

Wer denkt da nicht an Auferstehung, Leben, die Bewegung der Ostermärsche, die Front gegen die Kriegs- und Hochrüstungspolitik sowie ihre Kriegsgewinnler und Kriegsverbrecher macht. Statt zum Krieg, sollten wir uns lieber zum Osterspaziergang rüsten. In diesem Kontext möchte ich einige Erfahrungen von mir und meiner Generation in Ostdeutschland mit Goethes »Osterspaziergang« Preis geben. Der »Unrechtsstaat« DDR verlangte ihn zu meiner Schulzeit schon in der 7. Klasse auswendig zu lernen. Das sitzt bei mir heute noch. Welch ein Gewinn für humanistisches Denken in Zusammenhängen. Um so erstaunter war ich vor geraumer Zeit, als im Fernsehen weder Ulli Höhnes, es war die Zeit vor den Knastsorgen, noch andere westdeutsche Prominente den Dichter des »Osterspaziergang« nennen konnten. Nur Maria Furtwängler schien eine Ahnung zu haben. Sie artikulierte unsicher: Goethe, war das nicht Goethe? ..., ja, .... Goethe. Daraufhin erinnerte ich mich: In der 9. Klasse war Goethe Lehrstoff bei uns. Unsere 8. Klasse fuhr aus Brüel zum »Faust« ins Wismarer Theater. Ein bisschen viel der Zumutung. In der 12. Klasse war »Faust« Unterrichtsstoff. Und das Beste. Ich erlebte den Professor für Ästhetik und Kultur Walter Besenbruch in sechs Lektionen über »Faust« im Philosophiestudium der Humboldt- Universität. Er war ein Antifaschist, der 12 Jahre in Haftanstalten des Hitler-Regime verbringen musste, der Ende der 40er Jahre Polizeipräsident von Merseburg war und uns Studenten dann später in der DDR im Sinne des Humanismus sowie des Widerstandes gegen Faschismus und Krieg Bildung und Erziehung angedeihen ließ. Geprägt wurde meine Studienzeit am Philosophischen Institut wesentlich durch das Wirken von Professoren, die aus dem KZ, der Emigration bzw. dem Nationalkomitee Freies Deutschland kamen. Es waren uns Vorbilder für ein neues besseres Deutschland. Ein Vermächtnis, was Lebenszeiten überschreitet. Auch wenn Ostern die jetzigen grausamen Kriege nicht eingefroren wurden und sich Kriegsgewinnler und Kriegsverbrecher u. a. weiter einen Kopf darüber machen, wie Kriege geführt werden können.

Karl Scheffsky, Schwerin, 25.03.2024

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