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Kriegsgeschrei

Da streiten zwei alte Männer ungebremst um das wichtigste politische Amt der westlichen Welt. Bei ihren bizarren öffentlichen Auftritten entsteht nicht selten der Eindruck, dass für beide Herren, wenngleich wegen unterschiedlicher Symptome, eine Heimstatt im betreuten Wohnen statt im Weißen Haus eine überlegenswerte Alternative wäre. Dennoch lösen einige ihrer Äußerungen hierzulande sofort hysterische Reaktionen aus. Getreu dem ukrainischen Sprichwort »Wenn die Fahne fliegt, ist der Verstand in der Trompete« ertönt unüberhörbar lautes Kriegsgeschrei. Dabei tun sich insbesondere frustrierte Politiker der hinteren Reihen sowie die Schreibtischstrategen gewisser Medien hervor. Für sie alle trifft zu, dass sie beständig die Untätigkeit der Regierung kritisieren, andererseits immer mehr Geld für Waffen und deren umgehenden Einsatz in Kriegsgebieten fordern, aber selbst keinerlei Verantwortung für die Folgen tragen müssen. Es reicht offenbar nicht, 100 Milliarden und weitere zig Milliarden blanko zu bewilligen, ohne dass dargelegt werden muss, wofür das Geld schließlich konkret ausgegeben wird. Wo im sozialen Bereich über jeden Euro endlos gestritten wird, gibt es bei den Rüstungsausgaben nicht einmal eine Diskussion. Aus verständlicher Solidarität mit der Ukraine sind wohl die Bestände der Bundeswehr leergeräumt, so dass Deutschland praktisch kaum noch verteidigungsfähig ist. Aber gemach, unsere Experten sind offenbar überzeugt, dass der verständnisvolle Gospodin Putin mit der Umsetzung seiner Aggressionspläne so lange wartet, bis der Westen wieder hochgerüstet ist. Dann werden auch die jetzt zügig produzierten Panzer und Kanonen benötigt, weil die Nuklearmacht Russland die NATO mit Panjewagen angreifen wird. Zurück zum bitteren Emst: Was soll also das ganze Kriegsgeschrei? Ist es nicht an der Zeit, endlich über Möglichkeiten zu einem Frieden nachzudenken? Die Zeit nach dem Krieg wird noch teuer genug, und ohne viel Fantasie lässt sich erahnen, wer wohl zu den größten Zahlmeistern gehören wird.

Rainer Sabisch, Boizenburg, 12.03.2024

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