Leserbriefe lesen

Äpfel und Birnen

Antwort auf den Leserbrief "Gesundheitssystem in Not, ja aber..." vom 16.02.2024

Grüß Gott Herr Hubert, Ihre Behauptung, „viele unserer älteren Menschen würden nicht mehr leben, wenn wir noch in der DDR wären…“ ist leider ein wohlfeiler Trick, um die Mängel des heutigen Gesundheitssystems zu kaschieren und das Gesundheitswesen der DDR nachträglich zu diskreditieren. Warum? Sie vergleichen Äpfel mit Birnen. Wenn schon ein solcher Vergleich, dann bitte schön auf Grundlage der Realitäten von vor rund 40 Jahren sowohl in der DDR als auch in der BRD. Heute auf die letzten Errungenschaften der Medizintechnik und auf die neuesten Arzneimittel zu zeigen und dann zu sagen, das hatte ich als Krankenpfleger in der DDR nicht – da würde selbst Angela Merkel sagen: „Das geht gar nicht“. Bezüglich der Situation in Pflegeheimen der DDR fehlen mir leider Erinnerungen, aber ich habe aktuelle Erfahrungen mit eigenen Angehörigen in solchen Heimen gemacht (Personalmangel bei gleichzeitiger Überlastung der Mitarbeiter, exorbitante und weiter steigende Kosten bei gleichzeitiger Unterbezahlung des Personals). Wenn man also 40 Jahre später auch in diesem Land konstatieren muss, dass deshalb Heimmitarbeiter „oft über ihre Kräfte hinaus für Menschen im Einsatz“ sind „und die dabei auch nicht sehr darauf“ schauen, „ob ihnen das alles vergütet wird“, dann beschreiben Ihre Worte sehr wohl auch eine aktuelle Situation. Was Sie leider völlig aus dem Blick verloren haben: Bei allen unbestreitbaren Mängeln des DDR-Gesundheitssystems – was es damals nicht gab: Nicht Medizin als Teil der gesellschaftlichen Daseinsvorsorge steht heute im Mittelpunkt, sondern die Gewinnmaximierung durch Privatisierung immer größerer Teile des Gesundheitssystems. Dazu ein ausgeprägtes Zwei-Klassensystem mit Privatpatienten und Kassenpatienten.

Harald Liepert, Ostseebad Nienhagen, 09.03.2024

Hier können Sie Ihre Leserbriefe online aufgeben

Bitte beachten Sie, dass wir uns das Recht vorbehalten, im Falle des Abdruckens in der Zeitung, Textpassagen zu kürzen oder nachträglich zu ändern.