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Der Osten als Hoffnungsträger

Ich gewinne schon den Eindruck, dass viele Menschen sich eine politische Wende auf vielen Ebenen wünschen. Sei es in Bezug auf die Innen-, Außen- oder die Energiepolitik. Die Menschen haben es satt, wenn nur an Symptomen herumgedoktert wird, die nichts bringen und eine Scheinheiligkeit die nächste jagt. Ich sehe auch, dass sich Deutschland in Europa immer mehr isoliert und eine eigene Selbstzerstörung zelebriert, die kein Mensch mehr versteht. Im Westen sind die Hoffnungen schon auf den Osten gerichtet. Denn von hier aus wurde schon einmal eine Mauer im Rahmen einer friedlichen Revolution zum Einsturz gebracht. Jetzt muss auch noch die zweite Mauer fallen und das kann nur der Osten, nicht der Westen. Wenn der entscheidende Politiker - und Namen braucht es nicht, jeder weiß, wer und was gemeint ist - auf die Frage eines Journalisten nach der Brandmauer von ihm die Antwort erhält: "Ach, das war doch 2019", dann klingt das doch schon wie Adenauers: "Was kümmert mich mein Geschwätz von gestern, nichts hindert mich, weiser zu werden." Wenn die Brandmauer bereits bröckelt, dann ist es nur noch ein kleiner Schritt sie zu Fall zu bringen, aber ein großer Schritt für dieses Land. Denn dann, und nur dann, wird der Westen nachziehen. Dann ist der Weg frei für entscheidende Richtungsänderungen und Deutschland kann sich wieder vernünftig und ohne unangenehmes Lehrmeistergehabe in ein europäisches Gefüge einordnen.

Marion Sönnichsen, Schwerin, 01.06.2023

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