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Dienstreise Scholz

Anfang März flog Bundeskanzler Scholz zu Präsident Biden. Diese als Staatsbesuch hofierte Aktion hatte auf mich eher den Eindruck einer Einbestellung zum Befehlsempfang. Aus meiner NVA-Zeit weiß ich, dass die Befehlserteilung immer strengster Geheimhaltung unterliegt. Wenn ich nun an die USA-Reise von Herrn Scholz denke und die Berichterstattung der sogenannten Qualitätsmedien einmal nur für die Menschen lasse, die ihnen glauben möchten, drängt sich mir der Eindruck dieses Befehlsempfangs auf. Mir fiel seine Unbeholfenheit schon beim ersten US-Staatsbesuch auf, als Präsident Biden ihn in seiner selbstherrlichen Art darüber informierte, dass er entscheidet, was in Deutschland erlaubt ist und die Nord-Stream-Pipeline sei aus US-amerikanischer Sicht nicht erlaubt und muss daher zerstört werden. Von einem Bundeskanzler, für den die Wahrung deutscher Interessen wichtig sein sollte, hätte ich nun nachdrücklichen Protest erwartet. Stattdessen nur peinliches Grinsen, als ob ihm klar ist, dass sein »Chef« ja gar nicht anders handeln könne. Das erinnert mich an des Verhalten eines Sohnes, der wegen ungebührlichem Verhalten von seinem Vater getadelt wurde. Auch wenn es so aussah, aber Herr Scholz hat hier nicht die Sohnesrolle zu spielen und Biden ist nicht sein erziehungsberechtigter Vater. Hier ist ihm mal so nebenbei mitgeteilt worden, dass die Energiegrundlage seiner Industrie gecancelt wird. Ein so drastischer Eingriff in die inneren Angelegenheiten der BRD fühlte sich für mich an, wie eine inoffizielle Kriegserklärung. Man stelle sich nur mal vor, ein anderer Staat hätte das mit den USA gemacht. Wäre es da bei einem peinlichen Grinsen geblieben? Nach Rückkehr unseres Bundeskanzlers werden wir dann mit dem unverschämten Märchen über den Terrorakt auf unsere Gasversorgung überrascht. Hätte nur noch die Meldung gefehlt, dass Geheimdienste Hinweise haben, ein Schlauchboot mit Sprengstoff wäre von Rostock ausgelaufen. Noch primitiver kann eine mediale Verballhornung nicht sein. Vermutlich dient dieser Blödsinn auch dem Staatswohl. Man sollte so ehrlich sein und sagen, welchem Staat es dabei wohlergehen soll.

Jürgen Barz, Wismar, 21.03.2023

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