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Der Papst hat recht ...

Der Papst will eine Weltpolitik, wo man einander "nicht die Zähne zeigt" und "vielleicht hat das Bellen der Nato an Russlands Tür ..." zu alledem geführt? Was wäre dem ukrainischen Volk erspart geblieben, wenn nach dem Abzug der Sowjetarmee aus Deutschland die Nato nicht - anders als versprochen - bis an die russischen Grenzen nachgerückt wäre? Angetrieben von der einstigen US-Außenministerin Madeleine Albright, die auch 1999 den Krieg gegen Jugoslawien mit wortreicher Unterstützung des deutschen grünen Außenministers Fischer angepeitscht hatte. (Deshalb haben wir keine 77 Jahre Frieden in Europa, wie das von unserem Bundespräsidenten und anderen gern behauptet wird!) Es gab Zeiten, da durfte Präsident Putin vor einem begeisterten Bundestag reden. Es gab Zeiten, da hat es Abrüstungsvereinbarungen zwischen USA und Russland zu strategischen und taktischen Waffen gegeben, die inzwischen aufgekündigt sind. Es gab Zeiten, da wollten Deutschland und die EU die Nord Stream 2. Ja selbst die Krim wäre wahrscheinlich nie ein Thema geworden, wenn nicht 2014 mit Unterstützung der USA ein Staatsstreich in der Ukraine mit neofaschistischer Beteiligung stattgefunden hätte. Es bestand für Russland die Gefahr, dass die US-Marine dort ihre Fahne aufpflanzt. Auch uns blieben wohl heute die galoppierenden Preissteigerungen bei Öl, Gas, Wärme, Strom und Lebensmittel erspart, wenn nicht allein der westliche Maßstab einer unipolaren Welt unter Federführung der USA gelten würde. Viele andere Länder, die keine Aggression verantworten wie China, Indien, große Landstriche Afrikas und Südamerikas werden einfach sanktioniert oder wie Kuba mit einer jahrzehntelangen Blockade gepeinigt. Sie alle wollen eine multipolare, bunte, vielfältige Welt. Schlussendlich bliebe uns auch die Angst vor einem nuklearen Weltkrieg erspart. Wenn nicht unverantwortliche Einpeitscher uns jeden Tag erklären würden, wie man schwere Panzerfahrzeuge gen Osten bringen kann. Selbst nie gedient oder je im Manöverdreck gelegen ... Wenn Westeuropa die seit Jahrzehnten von den USA angeführte Treibjagd gegen Russland verantwortungslos weiter mitmacht, werden wir dieses Jahrhundert oder gar dieses Jahrzehnt wohl nicht mehr überleben. Da sind Preissteigerungen u. a. m. nur ein Vorspiel. Anstelle ernsthafter Diplomatie-Bemühungen werden immer mehr Waffen zum Kriegsschauplatz gebracht. Selbst Kirche und DGB unterstützen das! Mit Finnland soll die NATO nun auch im Norden direkt an Russland grenzen. Vorwarnzeiten und Pufferzonen ade! Merkt eigentlich keiner, dass wir auf amerikanisches Geheiß den eigenen Niedergang forcieren? Heinrich Heine würde wohl wieder schreiben: Denk ich an Deutschland in der Nacht, so bin ich um den Schlaf gebracht.

Wolfgang Kunze, Schwerin, 14.05.2022

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