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Gaffen gegen Waffen

In Pandemiezeiten konnte man ja nicht so richtig verreisen. Nun aber: Wir fahren dieses Jahr in die Ukraine, um uns Krieg, zerstörte Gebäude und tote Menschen anzusehen. Wie schön, trefft ihr auch den Präsidenten? Ja, sogar mit Händedruck, weil wir noch einen alten Panzer im Vorgarten stehen haben! Hat es das je zuvor gegeben: Kriegsgaffen? Auf Einladung? Aber nur gegen Waffen? Mindestens mit dem Versprechen auf Einflussnahme auf Waffenlieferung, deshalb wenig geeignet für den deutschen Bundespräsidenten? Ich finde diesen Kriegstourismus auf Steuerzahlers Kosten unerträglich, peinlich, absurd, würdelos und geschmacklos. Putin darf diesen Krieg nicht gewinnen, aber wenn doch? Zumindest sind wir dann den alten Waffenschrott los und können uns in den USA – wieder auf Kosten des Steuerzahlers – schöne neue Waffen kaufen. Auf jeden Fall gibt es einen frohen Gewinner: Joe Biden hat still und leise und ohne jegliche Verluste das erreicht, was Trump so gerne wollte: Das Ende des deutsch-russischen »Kuschelkurses«, wir kaufen das schmutzige US-Gas und schwächen auf viele Weise selbst unsere Wirtschaft (zum Beispiel Erhöhung des Wehr-Etats, Verzicht auf russische Rohstoffe, erhebliche Verluste durch die Handelsbeschränkungen gegen Russland). Wer es vergessen hatte, weiß jetzt erst einmal wieder, wer das Sagen im Westen hat. Aber Russland ist unser Nachbar. Wir müssen mit ihm auskommen, am besten durch gute Handelsbeziehungen – zum Wohle aller.

B. Ostheeren, Sternberg, 12.05.2022

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