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Der Coup mit dem Q

Habe ich in der Schule am Ende etwas Falsches gelehrt bekommen, oder habe ich nicht aufgepasst? Das »Q« tritt am Wortanfang in der deutschen Sprache so selten auf, sodass eine DIN-A4-Seite bei weitem ausreichen würde, sie alle handschriftlich niederzuschreiben. Trotzdem haben dieser Buchstabe und seine Aussprache beim Erlernen der Schrift in der ersten Klasse eine gewisse Sonderstellung im Unterricht eingenommen, vor allem beim Lesen, weil es allermeist im Verbund mit dem kleinen U daherkommt. Ich kann mich noch an das »Kw, – kw, – kw« erinnern, das wir im Unterricht im Chor sprechen mussten. Dann wurden die Worte Quark, quaken, quesen usw. als »Kwark, kwaken, kwesen« in der Aussprache geübt und das zugehörige Schriftbild an der Tafel gezeigt. Das Q hatte immer das U im Gepäck. Und das wurde zusammen »Kw« gesprochen. So habe ich es gelernt! Mit Corona kam auch die Quarantäne, die nun sehr oft von Sprechern als »Karantäne« bezeichnet wird. Zunächst dachte ich, das wäre eine österreichische Eigenart oder eine Marotte von Einzelnen, die China oder Chemie am Anfang, anstatt mit dem weichen »Ch« wie bei »ich«, mit hartem lateinischen »Ch«, das wie »K« klingt, also »Kina« und »Kemie« auszusprechen pflegten. Je öfter ich jedoch dieses unlogische »Karantäne« hören musste, desto mehr staute sich in mir der Unmut. Alle Leute sprechen Quark wie »Kwark«, Quotient wie »Kwozient« und Quatsch wie »Kwatsch« aus. Was ist bei dem Wort Quarantäne anders? Den Laut »W« in Wörtern mit »Qu« wegzulassen betrachte ich als unlogische Quackelei, denn es gibt Wörter, die ohne das lautliche »W« eine ganz andere Bedeutung bekommen: Kader statt Quader, Karre statt Quarre, Kanten statt Quanten … Also werde ich das Wort Quarantäne weiterhin verständlich als »Kwarantäne« artikulieren. Anders hatte ich es bis dato mit Sicherheit auch von meinen Deutschlehrern noch nie gehört.

Berthold Wendt, Kröpelin, 23.06.2021

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