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Lehren ziehen

Lernunwillige Militärs und Politiker sind eine Gefahr: Gedenken an wichtige historische Ereignisse ist notwendig, um daraus für die Gegenwart zu lernen. Der 80. Jahrestag des Überfalls des faschistischen Deutschlands auf die Sowjetunion  am 22.Juni 1941 ist so ein dramatisches Ereignis in der Geschichte der Menschheit. Der 2.Weltkrieg  erhielt an diesem Tag eine Dimension, die sich bis dahin keiner vorstellen konnte. 4,7 Mill. Soldaten der damals größten, modernsten und bestens ausgebildete Armee wurden aufgeboten um in Stoßkeilen im Norden, im Westen und im Süden tief in die Sowjetunion einzufallen und den Tod zu säen. Die deutsche  Generalität gedachte spätestens bis Weihnachten in Moskau zu sein.  Das war eine Fehleinschätzung, allerdings nicht die letzte.  Das katastrophale Ende  der Aggression ist bekannt. Mehr als 28 Millionen Menschen der Sowjetunion verloren ihr Leben, davon kamen 3,3 Millionen in deutscher Kriegsgefangenschaft um.  80 Prozent  der Westgebiete des Landes waren zerstört. Zu den Folgen gehörten  auch die völlige Zerschlagung der deutschen Armee und die ihrer Vasallen. Deutschland trauerte um  6,8  Millionen Tote und verlor Teile seiner Ostgebiete. Die deutsche Armeeführung musste in Berlin die bedingungslose Kapitulation unterschreiben. Aus diesen katastrophalen Ereignissen sollten eigentlich  bleibende Lehren gezogen werden. Die Lernfähigkeit der aktuellen Militärs, Journalisten  und Politiker aus den historischen  Geschehnissen Schlussfolgerungen zu ziehen,  scheint aber äußerst begrenzt zu sein. Das mag auch am  Geschichtsunterricht für diese Generation liegen, der  Wissen um diese Dinge stark ausgespart hat.  Bei Frau Merkel  war das allerdings anders. Nachdem sowjetische Armeeeinheiten Anfang  der 90er Jahre freiwillig  Ostdeutschland verlassen haben, stehen deutsche Soldaten heute wieder an der russischen Grenze, als Teil der NATO-Streitkräfte, die vom Nordmeer bis zum Schwarzen Meer aufmarschiert sind. Ihre Mannschaftsstärke ist mit dem Aufmarsch von 1941 noch nicht zu vergleichen, doch Waffen und militärische Ausrüstung  haben bereits ein enormes Ausmaß angenommen. Die NATO hat Russland offen zu ihrem Feind  erklärt. Durch die Medien und einige führende Politiker werden europaweit Russophobien  geschürt. In unmittelbarer Nähe der russischen Grenze führt die NATO-Manöver in wachsender Anzahl und Intensität durch. Diese Manöver haben allerdings bisher gezeigt, dass Angriffe auf Kaliningrad, Belarussland  oder die Krim kaum Erfolg versprechend sind. So besteht gegenwärtig die Hauptgefahr darin, dass vor allem bei den  zunehmend  aggressiven Flugmanövern beziehungsweise ähnlichen Bewegungen der Kriegsschiffe  Fehler und somit unbeabsichtigte Zwischenfälle mit katastrophalen Folgen nicht auszuschließen sind.   Jahrestage wie der 22.Juni 1941 sind daher  Anlässe, öffentlich auf die aktuellen Gefahren aufmerksam zu machen, um die Menschen aufzurütteln,  den  Kriegstreibern rechtzeitig  in den Arm zu fallen. Jeder, der halbwegs denken kann  weiß, dass ein Krieg gegen Russland letztlich immer ein Atomkrieg wird, der sich nicht begrenzen lässt. Es gehört zu den Naturinstinkten  aller Lebewesen, im Falle einer Gefahr, um das eigene Leben zu kämpfen. Der Krieg ist eine solche Gefahr für die Menschen. Kämpfen wir gegen den Krieg, um am Leben zu bleiben!    

Horst Neumann, Wismar, 09.06.2021

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