Leserbriefe lesen

Was muss denn noch geschehen?

Eine Betrachtung zum ‚Tag der Befreiung‘ Es ist geraume Zeit her, dass von mir im „Blitz am Sonntag“ ein Leserbrief veröffentlicht worden ist. Übrigens ganz im Gegensatz zu manch‘ anderen… Eigentlich sind zum russischen Angriffskrieg auf die souveräne Ukraine- deren Souveränität ausdrücklich im Budapester Memorandum völkerrechtlich verbrieft worden ist und auf dessen Grundlage die viertstärkste Atommacht der Erde die Atomwaffen abgab-historisch ein einmaliger Vorgang! – die Argumente hinreichend ausgetauscht worden. Sollte man meinen… Doch mitunter habe ich den Eindruck, dass hinter den ‚Friedensbeteuerungen‘ mancher ‚Aktivisten‘ eine Botschaft steht, die in Trump ihren besten Agitator hat: „Gebt doch dem Putin endlich, was er will. Dann wird er schon Ruhe geben. Und dann haben wir auch endlich (wieder) Ruhe.“ Als ob das so einfach wäre! Ich bin gegen Kriegsrhetorik, aber ich bin auch gegen Geschichtsvergessenheit! Was Putin will, wusste man im ‚Westen‘ spätestens seit 2007, seit seinem Auftritt auf der Münchner Sicherheitskonferenz. Hat man seine Drohungen ernst genommen?! Russland seinerseits hat unter Putin die Abstimmungen im Russland- NATO – Rat nie wirklich ernst genommen. Das hat klar erkennbare Gründe, denn der russische Imperialismus ist beileibe keine Erfindung des ‚Westens‘. Hat etwa die Sowjetunion je etwas zurückgegeben an Polen, an das Baltikum, an andere Länder, was sie sich unter Stalin ohne Not geraubt hat? Wer erinnert daran am ‚Tag der Befreiung‘? Ja, es gab eine Befreiung vom Hitler-Faschismus. Und, ja es gab danach für viele Länder eine Schreckensherrschaft des Stalinismus. So sehr man sich Frieden wünscht: Ist es nicht geschichtliche Tatsache, dass das unsägliche „Gleichgewicht des Schreckens“ nicht zumindest das ‚Verdienst‘ hat, dass dieser Schrecken nicht wirklich eintrat, wie er jetzt eintritt in den Städten und Dörfern der Ukraine? Sind es nicht die Schwäche, die Naivität, das Ausruhen in der Komfort-Zone demokratischer Rechte und die vielen Eigeninteressen der demokratischen Länder, die diese wehrlos aussehen lassen für Imperialisten, die neben Profit auch an Rohstoffen und Ländereien interessiert sind? Und ist dies nicht die größte Ermutigung für die imperialistischen Gelüste des Herrn Putin, seinen ungezügelten Terror ungehemmt weiter zu treiben? Was muss denn noch geschehen, bevor wir endlich erwachen aus unserer Ruhephase? Auch ich habe Angst um meine Söhne und Enkel, wenn und weil ein imperialistischer Diktator auf den Gedanken kommen könnte, mit derlei Wehrlosen leichtes Spiel in Europa zu haben. Zumal aus dem ‚Weißen Haus‘ jenseits des Atlantiks womöglich nichts droht, weil man ja ganz eigene Ziele verfolgt, sicherlich im Gleichklang mit Peking und dessen Imperialismus.

Rudolf Hubert, Schwerin, 30.04.2025

Hier können Sie Ihre Leserbriefe online aufgeben

Bitte beachten Sie, dass wir uns das Recht vorbehalten, im Falle des Abdruckens in der Zeitung, Textpassagen zu kürzen oder nachträglich zu ändern.