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Freimaurerei - gestern und heute

Der Altstuhlmeister der Loge Sundia zur Wahrheit, Rainer Kruse, war sehr erfreut, vor 94 Neugierigen über die Stralsunder Johannis Freimaurerloge sprechen zu können. Die Freimaurerei geht auf die Bauhütten im Mittelalter (Blütezeit im 14 Jh.) zurück, eine Vereinigung von Steinmetzen und Werkleuten (freestone-masons) zwecks Nachwuchserziehung, Weiterbildung, Standesvertretung sowie Pflege der Tradition und Überlieferung von technischen und künstlerischen Berufsgeheimnissen. Es gilt ein besonderes Aufnahmeverfahren, danach gelangt man vom Lehrling über den Gesellen bis zum Meister, dem höchsten Rang. Die Freimaurer orientieren sich an fünf Grundideen: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Toleranz und Humanität. Die Freimaurerei ist historisch und ideologisch der Demokratie eng verbunden, war es doch u.a. der Freimaurer Montesquieu, der das Prinzip der Gewaltenteilung entwickelt hat. Freimaurer und Frieden sind eng verbunden, zielen doch ihre Ideale auf eine friedliche Gesellschaft ab. In Kriegszeiten wurden die Logenbrüder oft verfolgt und ihre Organisation missbraucht, weil man für unsichere Zeiten Sündenböcke suchte. In der NS-Zeit wurde die Freimaurerei 1935 total verboten. Das Ziel dieser Bruderschaft besteht in der persönlichen und moralischen Vervollkommnung ihrer Mitglieder, in der Förderung des menschlich Guten in der Gesellschaft, die frei von Dogmen sein soll, in der der Mensch im Mittelpunkt steht und alle Mitglieder gleich behandelt werden. Für den Einzelnen bedeutet das die Förderung persönlicher und ethischer Werte, den Aufbau von Freundschaften, die Entwicklung der Selbstreflektion sowie die Verbesserung der Gesprächskultur. Die Freimaurerei ist keine Religion, sondern ein ethischer Männerbund (Frauen haben früher nicht als Steinmetze gearbeitet, können aber heute eigene Logen gründen). Sie hat weder Dogmen noch Sakramente, schreibt keine einheitliche Religion vor und ist offen für die unterschiedlichsten Glaubensrichtungen. Als neutrale Basis für alle (unterschiedlich) Gläubigen dient der „Allmächtige Baumeister aller Welten“ als Schöpfungsprinzip. Auch ein Erlösungsweg wird nicht angeboten. Streitgespräche über Politik und Religion sind in den Logen verboten, um Harmonie und Eintracht der Mitglieder zu wahren. Ethische und moralische Werte sollen helfen, dass die Logenmitglieder an sich selbst arbeiten und die Gesellschaft verbessern. Freimaurer erkennen sich an geheimen Symbolen und Ritualen – das sind die sog. „Geheimnisse“ gegenüber der Öffentlichkeit. Nun ist ja bekannt, dass hohe Persönlichkeiten aller Welt (denn die Logen gibt es weltweit) zu den Logenbrüdern gehörten. Um nur einige zu nennen: Von 45 Präsidenten der USA (incl. J. Biden) waren 15 Freimaurer. Friedrich d. Große, Wilhelm I., W. Churchill, B. Franklin, G. Washington, S. Allende – als Politiker. Aus Kunst, Musik, Literatur und Wissenschaft sind Goethe, Mozart, Voltaire, M. Twain, Bach, Beethoven, A.v. Humboldt, Fichte, Schliemann, Karlheinz Böhm und L. Armstrong bekannt, die Liste kann beliebig verlängert werden. In Deutschland gibt es derzeit etwa 15-16.000 Logenbrüder. Die Stralsunder Loge Sundia zur Wahrheit hat ihren Sitz in dem wunderschönen Gebäude Bielkenhagen 5. Für Interessenten bietet die Loge öffentliche Veranstaltungen und öffentliche Gästeabende an, wo man zu ersten Gesprächen zusammenfindet. Eine vorherige Anmeldung unter loge@sundiafm.de ist erwünscht. Es war ein äußerst interessanter Vortrag aus einer nicht ganz so öffentlichen Welt, und anschließend beantwortete R. Kruse noch Fragen des Publikums. Die Anwesenden dankten mit herzlichem Beifall. Wolfgang Mengel, Seniorenakademie

Wolfgang Mengel, Stralsund, 25.11.2025

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