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Zweifelhafte Amtsführung

Schon die Vorgängerin des derzeitigen Außenministers wollte Russland „ruinieren“. Für normale Diplomatie mit diesem Land hatte sie keinen Draht. Der jetzt amtierende Außenminister Wadephul ist noch schlimmer: „Russland wird immer unser Feind bleiben.“ Wie kann er das Wort „unser“ in den Mund nehmen? Wie kann er sich anmaßen, hier für alle zu sprechen? Mein Feind ist Russland niemals, und da bin ich nicht allein. Was sind das heute nur für Köpfe, die keine Visionen haben bzw. nur verderbliche?! Napoleon hat sich an/in Russland mächtig die Füße verbrannt. Deutschland und Russland haben ihn gemeinsam besiegt. Bismarcks Vision (von 1859 - 1862 selbst in Petersburg): Keine Konfrontation mit diesem Land! 1887 schloss er den „Rückversicherungsvertrag“ mit dem Zaren ab. Der junge Kaiser Wilhelm II. führte einen „Neuen Kurs“ in der deutschen Außenpolitik ein, der Nachfolger Bismarcks, Caprivi (ab 1890), verlängerte diesen Vertrag nicht mehr. Auch das war ein Grund, der zum 1. WK. führte. Der Rapallo-Vertrag vom April 1922 war ein deutsch-sowjetisches Abkommen über die Wiederaufnahme diplomatischer und wirtschaftlicher Beziehungen nach dem 1. WK. Auch das war ein Grund für den Mord an Rathenau. Willi Brandt hatte die Vision, West und Ost einander näher zu bringen, was ihm auch gelang. Warum waren solche Initiativen nicht nach dem Ende des Kalten Krieges möglich? Heute gibt es in dieser leider sehr schnelllebigen Zeit kaum Visionen, weil am nächsten Tag schon wieder alles völlig anders sein kann. Aber ohne positive Visionen geht es nicht, sonst werden nur die egoistischen Interessen dieses 1%s der Bevölkerung (sogenannte Elite im Finanz-, Wirtschaftsbereich, MIK) brutal mit aller Gewalt durchgesetzt. Und das Volk muss bezahlen, mit Steuern und im Ernstfall mit seinem Leben. Was hat das mit Demokratie zu tun?! Putin wurde 2001 im Bundestag für seine Visionen gefeiert, auch auf den Sicherheitskonferenzen in München trug er seine Gedanken vor. Warum wurden diese vom „Wertewesten“ nicht angenommen? Wie schon oben gesagt, Kapitalismus und Demokratie sind unvereinbar. Der Kapitalismus versteht nur Gewinn in möglichst ungeahnten Höhen. Im Frieden macht die Rüstungsindustrie keinen Gewinn – also braucht man einen Feind, und der muss Russland sein, weil bestimmte konservative Kreise den Sieg der SU über Nazideutschland nicht akzeptieren wollen/können. Es werden ja nur noch die Westalliierten als Sieger zugelassen. Heute will sich keiner mehr daran erinnern, dass wir noch nach der Wende gut mit Russland zusammengearbeitet haben. Seit Jahren heißt es nun, man hätte sich von Putin blenden lassen, man hätte seine verbrecherische Politik dahinter nicht erkannt. Was für ein horrender Blödsinn! Mit einem Hans-Dietrich Genscher wäre die gegenwärtige Außenpolitik nie möglich gewesen. Von Wadephul ist scheinbar nicht zu erwarten, dass er von „seiner“ Vision, „Russland wird immer unser Feind bleiben“, abrückt. Ob das nun seine Privat- oder Amtsmeinung ist, bleibt völlig egal, aber sind nun 80 Mio. Bundesbürger dazu verdammt, nur weil er sich mit Russland nicht verständigen kann/will, in einem möglichen Atomkrieg unterzugehen? Nur weil auch möglicherweise für ihn alle Russen „Untermenschen“ sind? Man sollte bitte nie vergessen, dass die russische Kultur (Malerei, Musik, Ballett, Literatur, Baukunst) zur Weltkultur gehört, die von Untermenschen sicher nicht erbracht werden kann. Wehret den Anfängen! Solche, wie die derzeitigen deutschen Politiker, die vor allem über das Verhältnis zu Russland entscheiden, haben auf der politischen Bühne nichts zu suchen! Wolfgang Mengel, Stralsund

Wolfgang Mengel, Stralsund, 10.11.2025

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