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Dr. Günther Krakowsky reiste vor Corona nach Tibet, gelegen auf der gleichnamigen Hochebene auf der Nordseite des Himalajagebirges, und ließ im Nachhinein 98 Reiselustige daran teilhaben. Die heutige Bevölkerung dieses autonomen Gebietes in der VR China (1,1 Mio qkm) stammt von Nomadenstämmen aus der Mongolei und Turkestan: 93% sind Tibeter, 6% Hanchinesen und 1%Minderheiten, davon leben 20% in der Stadt und 80% auf dem Lande, meist Nomaden, unter ihnen sehr viele Analphabeten. Die Weideplätze befinden sich in Höhen von teils über 4000 m, und der tibetische Mastiff, ein aus dem Himalaja stammender Hütehund, begleitet die Nomaden mit ihren Herden (Yaks, Schafe und Ziegen). Ein Hund behütet in der Regel etwa 200 Tiere. Die Yaks sind für die Nomaden die Essenz des Lebens, bis auf den letzten Knochen, z.B. für Gebetsketten, wird alles verwertet. In Tibet entspringen der Jangtsekiang, der Gelbe Fluss, der Mekong, der Indus und der Brahmaputra. Die Hauptstadt Lhasa liegt in 3650 m Höhe im südlichen Zentrum Tibets und hat 867.891 Einwohner (2020). Durch die dünnere Luft besteht die Gefahr der Höhenkrankheit (Kopfschmerz, Appetitlosigkeit, Schwindel u.a., meist nach 1-2 Tagen vorbei). Betroffen davon sind mehr die Touristen und Bergsteiger, mehr die Frauen und die Jüngeren, bei denen die Atemregulierung zeitweise verloren geht. In Lhasa („Ort der Götter“) sind der Potala-Palast (bis 1959 Winterresidenz des Dalai Lama), der Joklang-Tempel (gebaut 642 bis 653 n. Ch., der heiligste Tempel Tibets) und der Norbulingka-Palast und Park („Schatzpark“ – die ehemalige Sommerresidenz des Dalai Lama) Weltkulturerbe und die wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt. Der Dalai Lama („Ozean der Weisheit“) ist das geistliche Oberhaupt des tibetischen Buddhismus. Der derzeitige Dalai Lama Tenzin Gyatso wurde 1935 unter dem Namen Lhamo Döndrub geboren und im Alter von zwei Jahren als die 14. Reinkarnation identifiziert. Nach einem gescheiterten Aufstand lebt er seit 1959 in Indien im Exil. 1989 erhielt er den Friedensnobelpreis für seinen gewaltfreien Einsatz für die tibetische Sache. Die Buddhisten haben zahlreiche Heiligtümer, wie z.B. Klöster, Tempel, Stupas (ein säulen- und glockenartiges Bauwerk) in verschiedenen Größen, Tankamauern mit Rollbildern u.a. Jeder Kontakt mit einem Heiligtum bringt dem Gläubigen ein gutes Karma für das Nirvana. Unter Kontakt ist zu verstehen, dass das jeweilige Heiligtum auf sog. Koras (Umwandlungswegen) umwandelt wird. Die Männer tragen dabei Gebetsketten (Rosenkränze), während die Frauen kleine, sich drehende Gebetsmühlen in der Hand haben. Der Bau der Lhasa-Tibet-Bahn (seit 2006 in Betrieb) war aufgrund des Geländes, der Höhenlage und des Permafrostbodens eine riesige technische Herausforderung. Die Strecke ist 1956 km lang und wurde 2014 um 253 km bis nach Shigatze verlängert („Himmelsbahn“). Der Scheitelpunkt liegt bei 5072 m, damit ist sie die höchstgelegene Bahnstrecke der Erde. Der Neue Guanjiao-Tunnel ist 32,6 km lang und kann mit 160km/h befahren werden. Die Strecke Xining – Lhasa wird in 17 Stunden bewältigt, der höchstgelegene Tunnel der Welt liegt bei 4905 m. Die 560 km auf Permafrost werden mit bis zu 100 km/h befahren, sonst gelten 120 km/h. Ab 3000 m Höhe wird automatisch Sauerstoff in die Abteile geblasen, bei Atemnot erhält man vom Personal Sauerstoffmasken. Es ist also auch für die Gesundheit der Reisenden gesorgt. Es gäbe noch sehr viel mehr über Tibet zu berichten, aber dieser Überblick soll genügen. Die Anwesenden waren von dem Gesehenen und Gehörten sehr beeindruckt und dankten Dr. Krakowsky ganz herzlich für die Teilhabe an diesem Erlebnis, was durchaus den einen oder die andere auf diese Fährte nicht nur gedanklich bringen könnte. Wolfgang Mengel, Seniorenakademie
Wolfgang Mengel, Stralsund, 10.11.2025