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Der Sohn, der nicht heimkehrte…

Es regnete und stürmte, als er ging, fast als würde der Himmel ihn warnen. Doch die Sonne strahlte schamlos, als er sich die Kugel fing, der Krieg zeigt auch vor der Jugend kein Erbarmen. Noch glaubt die Mutter daheim, ihr Junge würde mutig schießen, das Blut seiner Feinde überall vergießen, dabei wurde er nun selbst zum Opferlamm, regungslos in der Kuhle liegend, mit Erde überschüttet dann, bestattet als Unbekannter, vergessen, einer von tausendundein, nur die alte Einheimische streute Saat, sodass er nicht allein. Monate vergehen, die Welt vergisst und die Mutter erhält endlich die Nachricht, dass ihr Sohn gestorben ist. Vor den leeren Sarg stehend kann sie es nicht mehr ertragen: Ihr Sohn liegt irgendwo unter roter fremder Erde begraben... Jahre vergehen, auch die Mutter ist nun längst tot. Die Kinder in Schreckenszeit aufgewachsen, schauen nun neidisch zum Abendrot, voller Sehnsucht, voller Hoffnung und voller Weh. Denn der Winter kommt wieder, es fällt eisiger Schnee... ...doch dann kommt der Lenz und heilt der Kälte Narben, die Sonne strahlt und bemalt alles wieder in Farben und auch das kleine Immergrün sprießt aus den alten Leben, das du, Soldat, einst im Kampf hast gegeben... Sag, war es das wert?

Nico Fender, Schwerin, 07.04.2022

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