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Krankenpflege in Luxemburg

Wie mit Statistiken umgehen? Ich kann eine Politikerin nennen, die ganz aktuell die uns präsentierten Statistiken und Zahlen fundiert betrachtet, Hintergründe beleuchtet und uns interessante Zusammenhänge vor Augen führt: Sahra Wagenknecht, ihr aktuelles Video. Und richtigerweise verweist Sie auf die Situation im Krankenpflegebereich. Ich sage nichts Falsches, wenn ich darauf verweise, dass die Diskussion um die schlechten Arbeitsbedingungen in den medizinischen Berufen in Deutschland seit über 20 Jahren geführt wird. Man wusste um die sich zuspitzenden Engpässe, auch durch die Fallzahlenpauschale; man wusste, dass sich die Situation durch eine stetige Kommerzialisierung und Globalisierung verschlimmern wird. Und die Politik hat einfach alles so in die Misere laufen lassen. Das deutsche Gesundheitswesen 15 Jahre lang gegen die Wand gefahren. Die Regierungsverantwortlichen suchen nun den Sündenbock für etwas, was sie selbst verschuldet haben? Ich komme aus der Nähe von Luxemburg, ein Teil meiner Verwandtschaft wohnt dort. Ich kenne mich in Luxemburg aus. Alten- und Krankenpfleger wie auch Ärzte finden dort geradezu traumhafte Arbeitsbedingungen. Der luxemburgische Außenminister hat es vor nicht allzu langer Zeit gesagt, 60 Prozent der Pfleger sind Grenzgänger aus Frankreich und Deutschland. Mittlerweile sind es, soweit mir bekannt, 64 Prozent. Wer eine Stelle findet, geht nach Luxemburg. Und jetzt zitiere ich einmal aus dem Bericht über einen Intensivpfleger: „In Luxemburg verdient Rech mehr als doppelt so viel wie zuvor in Deutschland, obwohl er seine Arbeitszeit auf 85 Prozent reduzierte. Steuern zahlt er jetzt weniger, statt 30 Urlaubstagen stehen ihm 35 zu, nach einem Jahr erwarb er zudem den Anspruch auf eine luxemburgische Rente. Dazu kommen Annehmlichkeiten wie ein höheres Urlaubsgeld, Schulgeld für die Kinder, höhere Kindergeldbeträge und eine jährliche Prämie im Juni, das sogenannte „Surprime“. Mit seinem Verdienst liegt Rech im Schnitt. Der liegt für eine Vollzeit-Pflegefachkraft in Luxemburg im Jahr 2018 bei 96.500 Euro brutto.“ Diesem Pfleger wurde anfangs sogar ein Hotelzimmer bezahlt, damit er nicht täglich nach Deutschland pendeln musste. Deutschland verliert tausende von Fachkräften ins Ausland, die gehen nicht nur nach Luxemburg, die gehen in die skandinavischen Länder, Dänemark oder die Schweiz. Luxemburg zeigt, so geht Daseinsvorsorge im medizinischen Bereich und nicht mit 2G, Impfpflicht und sonstigen Ablenkungsmanövern vom eigentlichen Problem und den Verantwortlichen.

Marion Sönnichsen, Schwerin, 25.11.2021

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