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Regierungsdesaster am Hindukusch

Regierungsdesaster am Hindukusch Es ist schwer nachzuvollziehen, was sich momentan in Afghanistan ereignet, aber es war möglicherweise abzusehen. 20 Jahre „Westeinsatz“ für umsonst, begleitet von vielem Leid und Zerstörung. Früher hatte sich die Sowjetunion daran die Finger verbrannt, heute der komplette Westen. Eine Leninsche Erkenntnis (aber dieses Gedankengut gilt ja nicht für den Westen) ist m.E. nach wie vor aktuell: Wenn die inneren Bedingungen für Reformen oder revolutionäre Veränderungen in einem Land nicht gegeben sind, kann man jedwede andere Vorstellungen dorthin nicht exportieren. Aber der Westen meint ja in seiner grenzenlosen Überheblichkeit, dass die ganze Welt nach seinen Werten lechzt. Sämtliche westliche Eingriffe in andere Länder, ob Regime-Changes oder Farbenrevolutionen, führten letztlich zu Bürgerkrieg, Toten und Chaos. Aber weder die USA noch die Nato und auch Deutschland sind hier lernfähig (oder wollen es gar nicht sein). Und Deutschland verliert zunehmend an Sympathien, wenn es kritiklos mit den USA oder der NATO gemeinsame Sache macht. Auch Deutschland macht sich schuldig mit einer hier von Frauen gelenkten Politik (Kanzlerin, vorher v. d. Leien, jetzt Karrenbauer). Einem Land, das maßgeblich von langen Traditionen, Riten, Bräuchen, Religion und anderen nationalen Eigenheiten lebt, kann man nicht in kürzester Zeit (und auch 20 Jahre reichen hier nicht) die westlichen Werte, sprich die neoliberale Demokratie, überstülpen, davon fühlte sich selbst eine 300.000 Mann starke (vom Westen ausgebildete und „erzogene“) Armee überfordert, nur so ist ihr kampfloses Überlaufen zu erklären. Es wäre zu wünschen, dass dieses Desaster Nachdenken und Lernfähigkeit im Westen auslöst. Und, wie schon mehrfach festgestellt: Die USA und die NATO tun Deutschland nicht gut, sie als Freunde und Partner zu bezeichnen schadet einem Land, das auf Goethe, Schiller und viele andere hervorragende Humanisten stolz sein kann und deren Lehren und Haltungen es nicht vergessen sollte. Wolfgang Mengel, Stralsund

Wolfgang Mengel, Stralsund, 17.08.2021

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