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Die Welt ist nicht göttlich

In seinem Leserbrief "Rat der Götter" macht Herr Huberteinen Versuch, die Marxistische Lehre von der materiellen Existenz der Welt und ihrer Entwicklung aus theologischer Sicht zu widerlegen. Man kann die antikommunistische Haltung des Autors nicht übersehen, auch wenn er ihn philosophisch verpackt und immer wieder seinen Lieblingsdenker Drewermann ins Feld führt. Es gab und gibt aber Theologen, die eine viel pragmatischer Sicht auf die Dinge haben und damit viel näher an den Fragen sind, die die Menschen in der Corona-Krise umtreiben. Warum läßt ein gerechter Gott zu, dass solche Krankheiten über die Menschen kommen? Was ist das für ein Gott, wenn Priester sagen, Corona wäre die Strafe Gottes? Ist es nicht unmenschlich, wenn religiöse Menschen in dem Glauben bestärkt werden, wenn man nur fest genug glaube, werde man nicht krank werden? Ein bekannter Theologe schrieb neulich, Corona werde nicht durch Gott und das Gebet besiegt, sondern durch die Medizin. Und um auch einmal einen tapferen, durch die Nazis ermordeten Priester, Diedrich Bonhöfer, anzuführen- er sagte sinngemäß, dass nicht das Gebet die Welt rettet, sondern nur der Mensch selber. Dieses materialistische Denken ist auch die Grundlage des Marxismus und macht den Menschen zum aktiven Gestalter seines Lebens, und nicht zum frömmelnden Bittsteller.

Karl-Heinz Fehrmann, Schwerin, 12.04.2020

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