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Quelle des Rassismus

Ein Leser schrieb, dass vorwiegend seitens führender Leute aus dem Westen die Behauptung käme, dass der Rassismus seine Ursache in der politischen Lage der ehemaligen DDR hätte, also aus Ostdeutschland stamme. Derlei höre ich zum ersten Mal. Dass bestimmte Tendenzen im Osten da sind, ist ja nicht zu übersehen. Aber im Westen gibt es die ja nicht minder. Die Morde von Faschisten waren ja auch rassistisch motiviert. Vielmehr hört man von verschiedenen Seiten eher, dass der Rassismus durch die muslimische Einwanderung ins Land käme. Ein CDU-Kandidat machte unlängst solch dumme Bemerkung. Dass Rassismus in Wahrheit hausgemacht ist und schon seit zig Generationen und im gesamte Volk besteht, wird damit wohl versucht zu kaschieren. Am 14.01. schrieb ich den Beitrag „Wohl und geborgen – in Ost und West“, in dem ich auch auf die Frage nach der NS-Vergangenheit in West und Ost hinwies und darauf aufmerksam machte, dass der rein antifaschistische Geist der DDR und ihrer Personalien an der Spitze ein Mythos war und ist. An den Beispielen, welche heute bekannt sind und nachgewiesen werden können, wird deutlich, dass die NS-Vergangenheit Hypothek beider deutschen Staaten war. Diese Hypothek besteht bis heute. Und ja, die DDR hat vielen unterdrückten Völkern Beistand geleistet, wenn auch nicht ganz uneigennützig. Aber man sollte nicht vergessen, dass es auch dieselbe DDR war, welche einstmals ausgesprochen antijüdisch agierte, als alle möglichen Leute politisch kaltgestellt und teils hart bestraft worden sind im Rahmen des sog. Slanski-Prozesses. Und dieser war, wie man heute weiß, ein politischer Schauprozess gegen Juden. Und eine latent und teils offene antijüdische Haltung seitens der DDR-Führung im Zusammenhang mit Israel wurde erst dann aufgeweicht, als E.H. entdeckte, dass sich mit den Israelis gute Geschäfte machen ließen und hoffte einen Fuß in die USA setzen zu können. Ab 1988 kümmerte er sich sogar persönlich um das Wohlergehen z.B. der Berliner jüdischen Gemeinde Adass Jisroel und ihren Friedhof in Weißensee, und er empfing auf einmal hunderte jüdische Honoratioren aus dem In- und Ausland. Auch in diese Zeit fiel die längst überfällige Restaurierung der Synagoge in der Oranienburger Straße, nachdem sie fast 40 Jahre lang keine Priorität hatte. Gebracht hatte ihm das aber nicht mehr viel. Für mich ein deutliches Zeichen von Heuchelei und falschem Spiel, das bis heute manchem noch nicht aufgefallen ist.

Haiko Hoffmann, Schwerin, 26.02.2020

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