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Wie lange noch?

Landauf, landab ist jetzt wieder die Zeit der Diskussionen, wie weit Ost und West voneinander entfernt sind, und damit werden immer wieder Gräben aufgerissen. Viele Wessis haben ihre arrogante Haltung gegenüber dem Osten immer noch nicht aufgegeben, und die Ossis trauern immer noch dem nach, was an der DDR gut und erhaltenswert war. Beklagt werden immer wieder die nach wie vor unterschiedlichen Arbeits- und Lebensbedingungen. Dabei musste jedem real denkenden Menschen vor 30 Jahren klar sein, dass die vom Kanzler Kohl versprochenen blühenden Landschaften in kurzer Zeit sein größter Irrtum oder seine größte Lüge war. Zu unterschiedlich waren die Ausgangslagen. Dazu kam, dass durch die Raubpolitik der sogenannten Treuhand alles, was konkurrenzfähig und brauchbar an der DDR Wirtschaft war, nach Westen verschoben wurde. Im Osten blieben - bis heute sichtbar - Industrieruinen. Im Bundestag wurde kürzlich von Regierungsseite als Ursache für die noch bestehenden Unterschiede in den Lebensbedingungen herausgestellt, dass im Osten erst 76% der Wirtschaftskraft des Westens erreicht seien. Warum das so ist, dazu kein Wort. Dass das die Nachwirkungen der Ausverkaufpolitik des Westens an der DDR-Wirtschaft sind, wird verschwiegen. Für den Ossi muss sich das so verstehen, dass er seinem Westkollegen gegenüber zu faul und zu dumm ist. Statt sich also Jahrestag für Jahrestag immer wieder in fiesen fruchtlosen Diskussionen zu üben, sollte mehr und nachhaltig dafür getan werden, große Unternehmen im Osten anzusiedeln, denn an Fleiß und Können hat es dem Ossi nie gemangelt.

Karl-Heinz Fehrmann, Schwerin, 28.09.2020

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